Affenzirkus und andere spitzfedrige Sachen
Bissig bis humorvoll sind die Einreichungen für den 2. Salzburger Karikaturenpreis – der Ansturm war überraschend groß.
Man kennt sie von WhatsApp und anderen InstantNachrichtendiensten: Unter deren Emoticons sind sie eines der am meisten verwendeten Zeichen. In Windeseile übermitteln die drei Äffchen per Kurznachricht Gemütslagen und nehmen der Sprache sprichwörtlich das Wort. Fest haben sie die Hände jeweils vor den Augen, auf den Ohren oder über den Mund gelegt.
Sieht man von Handyspäßchen ab, kann die affige Trias aus Wegsehen, Weghören und Mundhalten auch totale Ignoranz bedeuten. So zumindest hat es der österreichische Nachwuchskarikaturist Stefan Wenczel interpretiert. Er zweckentfremdete die tierischen Gemütsvermittler in ernster Mission und präsentiert sie symbolisch für die EUpolitische Haltung. Seine Zeichnung ist eine der Einreichungen, die beim Österreichischen Karikaturenverein eingegangen sind und um den Salzburger Karikaturenpreis rittern.
Am kommenden Freitag findet die Preisverleihung im Theater Odeïon statt. Obwohl erst im zweiten Jahr ihres Bestehens, erfreut sich die mit Geld- und Sachpreisen dotierte Auszeichnung bereits großer Beliebtheit. Erreichten 2015 immerhin 100 Zusendungen die Veranstalter, hat sich die Zahl der Teilnehmer in diesem Jahr bereits mehr als verdreifacht und sich darüber hinaus stark internationalisiert.
„Unter den gut 300 Einsendungen sind rund 80 aus Österreich, der Rest kommt aus dem Ausland. Viele Zeichnungen erreichten uns heuer aus dem Iran“, erzählt Nina Herzog, Mitbegründerin des Österreichischen Karikaturenvereins und Initiatorin des Preises. Eine rein österreichische Teilnehmerschaft schlossen die Veranstalter von Anfang an aus. „Die Karikatur ist frei, also wollten wir auch die Herkunftsländer der potenziellen Preisträger keinesfalls begrenzen.“Nina Herzog, Juristin und Kunsthistorikerin, kam die Idee zum Karikaturenpreis beim Verfassen ihrer Dissertation. Darin verglich sie chinesische mit europäischen Karikaturen. „Wenn man sich intensiv mit der Kunstform Karikatur beschäftigt, bemerkt man, dass Wissenschaft und Publikum sehr unterschiedliche Meinungen darüber vertreten“, sagt Herzog. Während die Wissenschaft die Karikatur als „low art“bezeichne, sähen die Rezipienten durchaus Intellektuelles in der humoristisch verpackten Gesellschaftsreflexion.
Diese Divergenz war die Initialzündung für den Preis. Außerdem wollte man eine Plattform für Karikaturisten und deren Nachwuchsförderung schaffen. „Das hat es in Österreich bisher nicht gegeben, vielleicht erfahren wir deshalb so viel Zuspruch.“Erstmals gibt es heuer einen Schülerpreis, der von der Arbeiterkammer finanziert wird, ein weiterer wichtiger Geldgeber ist das Privattheater Odeïon. „Ohne private Sponsoren wäre das Projekt nicht möglich, wir erhalten keine öffentlichen Gelder.“Auch die Fachjury mit den Profikarikaturisten Gerhard Haderer, Gerald Koller und Thomas Wizany beäugt ausschließlich ehrenamtlich.
Viele Zeichnungen gab es aus dem Iran
Karikaturenpreis: Preisverleihung, Salongespräch und Vernissage des 2. Salzburger Karikaturenpreises. Freitag, 30. September, 18 Uhr im Odeïon, Waldorfstraße 3, 5023 Salzburg. WWW.KARIKATURENVEREIN.AT