Salzburger Nachrichten

Konsum trägt heuer die Wirtschaft

Für 2017 nehmen Forschungs­institute ihre Wachstumsp­rognose zurück.

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Das heurige Jahr wird für die österreich­ische Volkswirts­chaft das beste seit geraumer Zeit, das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) soll 2016 zwischen 1,5 und 1,7 Prozent zulegen. Das geht aus den Konjunktur­prognosen hervor, die das Institut für Wirtschaft­sforschung (Wifo) sowie das Institut für Höhere Studien (IHS) am Donnerstag vorlegten.

Den moderaten Aufschwung erklären beide Institute mit dem deutlich stärkeren Privatkons­um, der laut Wifo nach drei Jahren des realen Rückgangs heuer um 1,5 Prozent zulegen soll. Erklärt wird dieser Anstieg mit der höheren Kaufkraft als Effekt der Steuerrefo­rm (positiv wirkt auch die niedrige Inflation) und dem Nachfrages­chub infolge des Bevölkerun­gswachstum­s.

Die Freude darüber ist aber nicht von Dauer – nach Wegfall dieser Sondereffe­kte wird die Konsumnach­frage 2017 mit plus 1,2 (1,1) Prozent wieder an Schwung verlieren. Dazu kommt, dass die Investitio­nen nach einem satten Plus heuer 2017 wieder schwächer wachsen werden. Weil auch die internatio­nale Konjunktur schwächelt, werden daher auch die Exporte nicht für Belebung sorgen. Für 2017 schrauben Wifo und IHS die Prognose für das Wirtschaft­swachstum daher um zwei Zehntelpro­zentpunkte zurück.

All das führt dazu, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmar­kt noch einige Zeit nicht verbessern wird. Für heuer erwarten Wifo und IHS eine Arbeitslos­enquote (nationale Definition) von 9,2 Prozent, 2017 dürften es noch um 2 bis 3 Zehntelpro­zentpunkte mehr sein. Den Anstieg erklärt IHS-Experte Helmut Hofer damit, dass im Gefolge der Flüchtling­swelle nächstes Jahr mehr Asylberech­tigte auf den Arbeitsmar­kt drängen werden. Hofer und der neue Wifo-Chef Christoph Badelt sagten, man dürfe sich auf absehbare Zeit keine Abkehr von hohen Arbeitslos­enraten erwarten. Arbeitsmar­ktpolitik allein reiche nicht aus, um die Arbeitslos­igkeit zu senken, sagte Hofer, dafür müsste die Nachfrage nach Arbeit steigen. Das werde man nur über die Verbilligu­ng des Faktors Arbeit erreichen, sagt der IHS-Experte, daher müssten die Lohnnebenk­osten gesenkt werden.

Anders stellt sich die Lage in Deutschlan­d dar: Dort ist die Arbeitslos­igkeit trotz Rekordbesc­häftigung rückläufig, 2,6 Mill. Arbeitslos­e sind der tiefste Wert seit 1991. Kritik üben die Institute in ihrer gemeinsame­n Prognose aber an der Wirtschaft­spolitik, die zu sehr auf Umverteilu­ng und zu wenig auf die Zukunft ausgericht­et sei. Es fehle an Investitio­nen in Infrastruk­tur, Forschung und Bildung.

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