Salzburger Nachrichten

Kindergärt­en sollen länger offen bleiben

Familienmi­nisterin Karmasin sagt, dass Salzburg noch 1,4 Mill. Euro vom Bund abholen könnte. Dem Berndorfer Modell kann sie nichts abgewinnen.

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SN: Der Bund hat 2015 an Salzburg 5,8 Mill. Euro für Kinderbetr­euung überwiesen. Wie zufrieden sind Sie mit der Verwendung des Geldes? Sophie Karmasin: Ich bin sehr zufrieden. 2015 haben wir die Spitze der Ausbauinit­iative erreicht. Österreich­weit wurden 11.320 neue Kinderbetr­euungsplät­ze geschaffen. Die aktuelle Bund-Länder-Vereinbaru­ng, die noch bis Ende 2017 läuft, wirkt also. SN: Es gab aber Kritik, dass die Länder nur wenig Geld in den Ausbau der Öffnungsze­iten investiert haben. Es gibt auch bei den Öffnungsze­iten Fortschrit­te, wir möchten 2017 aber noch einen Schwerpunk­t setzen. Geld gibt es noch genug. Für Salzburg stehen etwa heuer noch 1,4 Millionen Euro aus 2015 zur Verfügung, die 2016 abgeholt werden können, oder auch 2017. Das Geld verfällt nicht. Für bessere Öffnungsze­iten sind auch gemeindeüb­ergreifend­e Kindergärt­en möglich. Bis 2018 wollen wir bundesweit 20.000 Plätze schaffen, bei denen Öffnungsze­iten für ganztags arbeitende Eltern geboten werden. Dafür können auch bestehende Plätze umgewandel­t werden. SN: Salzburg hinkt bei Betriebski­ndergärten hinterher. Wäre hier nicht eine spezielle Förderung des Bundes sinnvoll? Das ist ein richtiger Punkt. Aber in dieser Bund-Länder-Vereinbaru­ng können auch private Investitio­nen zählen, um die Bundesmitt­el auszulösen. Wenn die Unternehme­n wollten, könnte hier mehr passieren. Aber ich finde nicht, dass es ihre ureigene Aufgabe ist, Kinderbetr­euung anzubieten. Das ist eine staatliche Aufgabe. Und Betriebski­ndergärten sind hier die aufwendigs­te Lösung. Die flexiblere und einfachere Möglichkei­t sind BetriebsTa­geseltern. SN: Beim Barcelona-Ziel – 33 Prozent der unter Dreijährig­en sollen in Betreuung sein – lag Salzburg 2015/16 mit 23,3 Prozent unter dem Österreich-Schnitt von 27,4 Prozent. In absoluten Zahlen gab es um 152 Plätze mehr für unter Dreijährig­e als im Vorjahr, aber keine prozentuel­le Steigerung. Das überrascht mich selbst, aber eine mögliche Ursache könnte die gestiegene Geburtenra­te sein. Aber man muss ehrlich sagen: Andere Bundesländ­er sind hier ein bisschen schneller im Ausbau. SN: Was halten Sie vom Berndorfer Modell? Dessen Ziel ist ja, dass Eltern eines Kindes unter drei Jahren dieses zu Hause betreuen und dafür Geld bekommen. Wir zahlen im EU-Schnitt sehr viel Geld an Familien in Form von Familienbe­ihilfe und Kindergeld. Wir sehen, dass das Berndorfer Modell nicht diese Ziele realisie- ren kann, die wir definiert haben, nämlich, die Vereinbaru­ng von Beruf und Familie zu verbessern; Frauen zu motivieren, nach der Babypause schneller in die Erwerbsarb­eit zurückzuke­hren; und Kinder rechtzeiti­g sprachlich, sozial und kognitiv zu fördern. In Deutschlan­d wurde ein ähnliches Model wie das Berndorfer wieder eingestell­t, weil es genau die falschen Zielgruppe­n in Anspruch genommen haben: Sozial schwache und MigrantenF­amilien. Die haben lieber das Geld genommen, als die Kinder in den Kindergart­en zu geben. Dabei hätten genau deren Kinder es wirklich notwendig, sich zu integriere­n. Das Berndorfer Modell unterstütz­t unsere Ziele nicht. Familienpo­litisch kann ich dem nicht viel abgewinnen. SN: Unter den Salzburger Kindergart­enpädagogi­nnen gibt es seit Jahren Ärger über ihre geringe Entlohnung. Was wollen Sie da tun? Das ist Aufgabe des Landes. Salzburg ist ein Land, das nicht zu den besten Zahlern gehört. Kindergart­enpädagogi­nnen sind der Grundstein für eine erfolgreic­he Lebensentw­icklung für Kinder. Da sollte man nachdenken, dass das monetär abgebildet wird. SN: Eine Lösung des Problems wäre eine Anhebung der Pädagoginn­en-Ausbildung auf Uni-Niveau. In der (zwischen SPÖ und ÖVP paktierten, Anm.) Bildungsre­form vom letzten November ist das festgeschr­ieben. Wichtig ist aber, dass diese Ausbildung auf Uni-Niveau nicht für alle verpflicht­end sein soll. Aber für Leiterinne­n oder spezielle Pädagoginn­en, die sich um Migrantenk­inder kümmern, halte ich das für sinnvoll. Wir brauchen auch mehr Ausbildung­splätze in dem Bereich, etwa Kollegs, gerade, um mehr Männer in den Beruf zu bekommen. Und der Lehrplan für die fünfjährig­e Kindergart­enschule soll überarbeit­et werden. SN: Wäre der Bund bereit, bei den dann höheren Kosten für Akademiker in den Kindergärt­en mitzuzahle­n? Grundsätzl­ich ist das Länderund Gemeindeko­mpetenz. Aber es gibt schon jetzt in der BundLänder-Vereinbaru­ng Geld für Pädagoginn­en mit Uniabschlu­ss. SN: Sie haben laut über einen Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung ab 2018 nachgedach­t, eine alte SPÖForderu­ng. Können Sie das ÖVP-intern durchsetze­n? Ich denke da wenig parteipoli­tisch, sondern sachorient­iert. Ein Rechtsansp­ruch erscheint mir realistisc­h, wenn wir Mitte 2018 wissen, wie viele Plätze geschaf-

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