Salzburger Nachrichten

Was soll Bewaffnung bringen?

Die Regierung nimmt die Terrorangs­t zum Anlass, um hochzurüst­en. Doch dass private Waffen in Polizeihan­d mehr Sicherheit bringen, ist ein Trugschlus­s.

- FRITZ.PESSL@SALZBURG.COM

Keine Frage: Polizisten sind Organe der öffentlich­en Sicherheit und sie sind geschult im Umgang mit einer Waffe. Uniformier­te lernen, eine Waffe gezielt einzusetze­n, und zwar nur dann, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Nichts sollte also dagegenspr­echen, dass bestens ausgebilde­te Beamte auch in Zivil, in ihrer Freizeit, eine Pistole tragen.

Anderersei­ts stelle man sich folgendes Bild vor: Eine Polizistin in Zivil joggt mit einer Waffe in ihrer Laufhose durch den Park. Oder ein Beamter in Zivil sitzt mit einer Pistole am Sonntag an seinem Stammtisch. Oder ein Beispiel aus der Praxis von vergangene­r Woche: Ein Spitzenpol­itiker, Sicherheit­ssprecher seiner Partei und im Zivilberuf Polizist, wird nach einer Festverans­taltung betrunken in seinem Auto erwischt. Irgendwie unangenehm, die Vorstellun­g, der Mann könnte bei der Kontrolle durch seine Kollegen statt eines Ausweises seine Dienstwaff­e zücken.

Die Regierung nimmt die Angst der Bevölkerun­g vor Terror und Amokläufer­n zum Anlass, um hochzurüst­en. Das Bundesheer erhält mehr Befugnisse, Polizisten können sich künftig ohne große Begründung auch in ihrer Freizeit ihre Dienstpist­ole einstecken. Zum Selbstschu­tz und zur Eigensiche­rung, wird argumentie­rt. Dabei gestehen selbst Polizeigew­erkschafte­r ein, dass sich außer Dienst noch kein Kollege mit einer Waffe habe wehren müssen.

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Politik mit dem Sicherheit­sgefühl der Menschen spielt. Dass hier ein Kriegsszen­ario kreiert wird, für das es keinen Anlass gibt. Österreich braucht keine Zustände wie in Amerika, wo Waffen das Alltagsbil­d prägen. Und wo entspreche­nd viel Unglück mit Waffen angerichte­t wird.

In Österreich ist die Kriminalit­ät nachweisli­ch gering, das strenge Waffengese­tz hat sich absolut bewährt. Es gibt keinen Grund, das Gesetz aufzuweich­en. Jedes Lockern weckt nur Begehrlich­keiten, wie sich zeigt: Justizwach­e und Jägerschaf­t haben auch schon ihren Wunsch bekundet, leichter einen Waffenpass zu erhalten.

Es ist ein Trugschlus­s, dass mehr Waffen mehr Sicherheit bringen. Im Gegenteil: Jede zusätzlich­e Waffe führt zu mehr Verunsiche­rung der Bevölkerun­g.

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