Was soll Bewaffnung bringen?
Die Regierung nimmt die Terrorangst zum Anlass, um hochzurüsten. Doch dass private Waffen in Polizeihand mehr Sicherheit bringen, ist ein Trugschluss.
Keine Frage: Polizisten sind Organe der öffentlichen Sicherheit und sie sind geschult im Umgang mit einer Waffe. Uniformierte lernen, eine Waffe gezielt einzusetzen, und zwar nur dann, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Nichts sollte also dagegensprechen, dass bestens ausgebildete Beamte auch in Zivil, in ihrer Freizeit, eine Pistole tragen.
Andererseits stelle man sich folgendes Bild vor: Eine Polizistin in Zivil joggt mit einer Waffe in ihrer Laufhose durch den Park. Oder ein Beamter in Zivil sitzt mit einer Pistole am Sonntag an seinem Stammtisch. Oder ein Beispiel aus der Praxis von vergangener Woche: Ein Spitzenpolitiker, Sicherheitssprecher seiner Partei und im Zivilberuf Polizist, wird nach einer Festveranstaltung betrunken in seinem Auto erwischt. Irgendwie unangenehm, die Vorstellung, der Mann könnte bei der Kontrolle durch seine Kollegen statt eines Ausweises seine Dienstwaffe zücken.
Die Regierung nimmt die Angst der Bevölkerung vor Terror und Amokläufern zum Anlass, um hochzurüsten. Das Bundesheer erhält mehr Befugnisse, Polizisten können sich künftig ohne große Begründung auch in ihrer Freizeit ihre Dienstpistole einstecken. Zum Selbstschutz und zur Eigensicherung, wird argumentiert. Dabei gestehen selbst Polizeigewerkschafter ein, dass sich außer Dienst noch kein Kollege mit einer Waffe habe wehren müssen.
Man wird das Gefühl nicht los, dass die Politik mit dem Sicherheitsgefühl der Menschen spielt. Dass hier ein Kriegsszenario kreiert wird, für das es keinen Anlass gibt. Österreich braucht keine Zustände wie in Amerika, wo Waffen das Alltagsbild prägen. Und wo entsprechend viel Unglück mit Waffen angerichtet wird.
In Österreich ist die Kriminalität nachweislich gering, das strenge Waffengesetz hat sich absolut bewährt. Es gibt keinen Grund, das Gesetz aufzuweichen. Jedes Lockern weckt nur Begehrlichkeiten, wie sich zeigt: Justizwache und Jägerschaft haben auch schon ihren Wunsch bekundet, leichter einen Waffenpass zu erhalten.
Es ist ein Trugschluss, dass mehr Waffen mehr Sicherheit bringen. Im Gegenteil: Jede zusätzliche Waffe führt zu mehr Verunsicherung der Bevölkerung.