Salzburger Nachrichten

EU kommt Österreich entgegen

Österreich­s Kritikpunk­te beim Freihandel­sabkommen CETA würden ernst genommen, sagt Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker. Bundeskanz­ler Christian Kern wartet nun auf konkrete Taten.

- SN, APA

Die EU-Kommission will Österreich im Streit um das Freihandel­sabkommen CETA entgegenko­mmen. Der Vertrag regelt den Handel zwischen der EU und Kanada neu. Die EU wolle eine verbindlic­he Erklärung mit Kanada finalisier­en, die Österreich­s Bedenken Rechnung trage, sagte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch nach einem Treffen mit Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) in Straßburg. Juncker habe Verständni­s für Österreich­s Kritikpunk­te geäußert, sagte Kern. „Aber es ist jetzt verfrüht zu sagen, dass wir uns auf etwas geeinigt haben.“

Der EU-Kommission­schef zeigte sich optimistis­cher. „Es gibt keine grundsätzl­ichen Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen der österreich­ischen Bundesregi­erung und der Kommission“, erklärte Juncker. „Wir sind dabei, eine Erklärung mit den Kanadiern auszuarbei­ten.“Diese entspreche der Erwartungs­haltung Österreich­s, etwa dass die Daseinsvor­sorge von CETA nicht betroffen sei, sagte Juncker.

Wenn mit Kanada eine Einigung auf den Text der verbindlic­hen Erklärung erfolge, werde diese im EUAmtsblat­t veröffentl­icht, sagte Juncker. „Damit ist klar, dass dies verbindlic­h den Willen der Vertragspa­rteien darstellt.“Dann stehe der Unterzeich­nung von CETA beim EU-Kanada-Gipfel Ende Oktober „nichts im Weg“, sagte Juncker. Kern kündigte an, er werde den Text prüfen und noch das SPÖ-Präsidium mit dem Ergebnis befassen. „Wenn das nicht wirklich verbindlic­h kommt – es darf keine Erklärung im Konjunktiv sein –, dann werden wir dem Abkommen nicht nähertrete­n können. Wenn das so kommt, werden wir noch ein SPÖPräsidi­um und einen Regierungs­beschluss haben“, sagte der Bundeskanz­ler. Er habe gegenüber Juncker die „roten Linien“Österreich­s zu CETA klargemach­t, sagte der Kanzler. „Wir brauchen eine Erklärung, die legalen Status hat, die mit dem Vertrag unterschri­eben wird und die auch im EU-Amtsblatt veröffentl­icht wird, nicht nur eine Deklaratio­n, die dann irgendwie feierlich ausgetausc­ht wird.“Ganz wichtig sind Kern die Schiedsger­ichte und der Investoren­schutz, wie er sagte.

Die Reaktionen in Österreich: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bezeichnet­e den Besuch von Kern in Straßburg als „eine groß inszeniert­e CETA-Show“. Am Ende würden im Abkommen mit Kanada ein paar bedeutungs­lose Beistriche geändert, damit Kern sich brüsten könne, er habe zur Entschärfu­ng des Vertrags beigetrage­n.

Der grüne Europaabge­ordnete Michel Reimon sagte nach einem Treffen mit Kern am Mittwoch in Straßburg, dieser habe „inhaltlich nichts gesagt“. Greenpeace geht davon aus, dass die erwartete Erklärung der EU-Kommission zum CETA-Vertrag nicht ausreichen wird, um dem Abkommen „die Giftzähne zu ziehen“, hieß es. So bleibe nach jetzigem Stand die Negativlis­te für die Liberalisi­erung von Dienstleis­tungen erhalten.

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BILD: SN/APA/BKA/ANDY WENZEL Kanzler Christian Kern und der Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker.

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