Salzburger Nachrichten

Entdeckung­sreise auf der Tastatur meines Computers

- THOMAS.HOFBAUER@SALZBURG.COM

In einer Nachdenkpa­use, als so gar nichts aus dem zermartert­en Hirn hervorkrie­chen wollte, drängte sich eine Frage vor: Wer braucht die Taste „Rollen“auf der Computerta­statur?

In der Wikipedia las ich dann, dass in den 1980er-Jahren, als zu einem Computersy­stem noch keine Maus gehörte, die Taste „Rollen“dazu benutzt wurde, mit den Cursortast­en den sichtbaren Bildaussch­nitt zu verschiebe­n. Nun gibt es seit geraumer Zeit Computermä­use, sogar mit Scrollrad, mit deren Hilfe man durch ein Dokument rollen kann. Die „Rollen“Taste wäre eigentlich obsolet, doch sie ist geblieben.

Mit dem @-Zeichen war es genau umgekehrt. Der Ursprung des „Klammeraff­en“ist zwar nicht genau belegt, wohl aber sein Einsatz. Das „commercial a“oder „at“wurde im englischsp­rachigen Raum bei Preisangab­en genutzt.

„5 apples @ 10 p“bedeutet so viel wie fünf Äpfel zu zehn Pence. Ab den 1880ern war das @-Zeichen auf englischen Schreibmas­chinen zu finden. Viele Jahrzehnte später, als in den 1970ern EMail erfunden wurde, suchte man nach einem Zeichen, das den Namen des Empfängers vom Mailserver trennen sollte. Da das @-Zeichen wenig in Gebrauch war, gab man ihm eine neue Funktion. Dadurch startete das @ eine beispiello­se zweite Karriere und wurde zur Ikone für das Internet.

Wer weiß, vielleicht steht auch der „Rollen“-Taste noch Großes bevor, in 80 oder 90 Jahren. Oder sie wird einfach nur zum Symbol dafür, wie rasant langsam sich sogar Technik manchmal entwickeln kann und dass scheinbar Überholtes nicht sofort zum alten Eisen gehört.

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Thomas Hofbauer

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