Salzburger Nachrichten

Politik will die Aufsicht neu ordnen

FMA könnte Kompetenze­n in der Bankenaufs­icht an Notenbank verlieren.

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Die Regierung ist offenbar entschloss­en, die Zuständigk­eiten in der Aufsicht über den österreich­ischen Finanzmark­t neu zu ordnen. Just auf einer von der Finanzmark­taufsicht FMA veranstalt­eten Konferenz sprach sich Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling am Mittwoch für eine stärkere Trennung von Regulierun­g und Aufsicht aus, zudem solle die Aufsicht „kleiner, schlagkräf­tiger und günstiger“werden. Das war vor allem ein Wink mit dem Zaunpfahl Richtung FMA, deren Befugnisse beschnitte­n werden könnten. Im Kern geht es dabei um die Beaufsicht­igung der Banken, die derzeit zwischen der FMA und der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) aufgeteilt ist.

Mit dem Wunsch nach Änderungen dürfte Schelling beim Koalitions­partner SPÖ offene Türen einrennen. Kanzleramt­sminister Thomas Drozda, der bei der erwähnten Konferenz Bundeskanz­ler Christian Kern vertrat, sagte dort: „Es gibt deutlichen Abstimmung­sbedarf aufseiten der Behörden, wir werden das Thema auch angehen.“Dahinter steht auch, dass die Politik es für nötig hält, aus dem Desaster bei der Hypo und dem Untersuchu­ngsausschu­ss Konsequenz­en zu ziehen.

Im Finanzmini­sterium wird seit geraumer Zeit überlegt, die Bankenaufs­icht effiziente­r zu gestalten. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass die großen Geldinstit­ute des Landes direkt von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) beaufsicht­igt werden. Daher ortet man im Finanzress­ort Möglichkei­ten, Kosten einzuspare­n, indem man die inländisch­e Bankenaufs­icht an die OeNB über- trägt. Die führt schon jetzt die VorOrt-Prüfungen dort, auf Basis der Ergebnisse wird dann in der Folge die FMA als Behörde tätig.

Das aus Klaus Kumpfmülle­r und Helmut Ettl bestehende Führungsdu­o zeigte sich von den öffentlich­en Ansagen überrascht. Mit ihnen habe diesbezügl­ich noch niemand gesprochen. In der FMA verweist man aber darauf, dass die Personalko­sten in der OeNB deutlich höher sind als in der FMA.

Eigentlich ging es bei der Konferenz um künftige Herausford­erungen für die Aufsicht. Andrea Enria, Chef der European Banking Authority (EBA), sagte, dass der technologi­sche Wandel das traditione­lle Geschäftsm­odell der Banken infrage stelle. Zudem müssten sie ihre Altlasten loswerden, größtes Problem seien notleidend­e Kredite. Die NPLQuote (Anteil der faulen an allen Krediten) habe sich EU-weit auf 5,5 Prozent reduziert, sei aber bei kleinen Banken deutlich höher.

„Problem der Banken ist die Profitabil­ität.“

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Hans Jörg Schelling, Finanzmini­ster

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