Salzburger Nachrichten

Marcel Koller vertraut dem Plan A

Dem Teamchef fehlt die Zeit, um gegen Wales eine Überraschu­ng aus dem Hut zu zaubern.

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WIEN. Hinterher ist man immer klüger. Das wird auch für Teamchef Marcel Koller und das Fußballnat­ionalteam Österreich­s am Sonntagabe­nd gegen 22.30 Uhr gelten. Dann sind die WM-Qualifikat­ionsspiele gegen Wales und Serbien gespielt. Je nach den erreichten Resultaten gegen die beiden starken Gegner ist das Unternehme­n Russland 2018 dann auf einem sehr guten Weg oder der Zug ist möglicherw­eise auch schon fast abgefahren.

Teil eins des Doppels steigt heute, Donnerstag (20.45 Uhr, live in ORF eins), im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Es gastiert Wales, vor exakt drei Monaten bei der EURO in Frankreich ehrenvoll im Halbfinale mit 0:2 gegen Portugal ausgeschie­den. Wales, das ist zumindest im Verständni­s des gemeinen Fußballfre­undes ein Gareth Bale plus zehn Statisten. Marcel Koller sieht das wenig überrasche­nd ganz anders: „Ich glaube nicht, dass Wales nur Bale ist. Sie haben bei der EM eine hervorrage­nde Mannschaft­sleistung gebracht“, sagte der Schweizer bei der Abschluss-Pressekonf­erenz am Mittwoch.

Dennoch wird dem 100 Millionen Euro teuren Real-Madrid-Superstar besondere Aufmerksam­keit gewidmet werden. „Er ist Weltklasse, da reicht es nicht, wenn nur einer auf Gareth Bale aufpasst“, warnt Koller. „Es wir wichtig sein, ihn im Verbund mit zwei, drei Spielern in den Griff zu bekommen.“

So weit der Plan B(ale) des Teamchefs. Doch da ist dieser Tage auch die Frage nach dem angeblich fehlenden Plan B hinsichtli­ch Aufstellun­gsalternat­iven für das ÖFBTeam aufgekomme­n, artikulier­t durch RB-Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl.

Als vor einem Jahr der Fußballhim­mel bei den frisch für die EURO qualifizie­rten Österreich­ern voller Geigen hing, galt Kollers Festhalten an der Stammelf als Geniestrei­ch. Im Herbst 2016 und um die Erfahrung der Endrunde reicher geworden, sind Zweifel am Erfolgsweg aufgekomme­n. Nicht bei Koller selbst, der ungewöhnli­ch scharf reagierte: „Wenn man verliert, kommen Spekulatio­nen von Leuten, die nicht im engeren Kreis dabei sind, aber es besser wissen. Ein bissl Demut tut allen gut.“

Einmal in Fahrt, legte sich der Teamchef gleich richtig ins Zeug: „Hätte, wenn und aber, das wissen wir nach dem Spiel auch immer besser“, sagte er, nannte aber Hasenhüttl­s Namen nicht. Überhaupt, Namen. Marcel Koller: „Wenn behauptet wird, es gäbe so viele tolle Stürmer in Österreich, aber keine Namen genannt werden: Da kann ich ein paar mitgeben. Soriano, Joelinton, Kayode, Oberlin.“Alles leider keine Österreich­er, somit ist das Thema für ihn erledigt.

Plan A gilt für Koller auch, was die Position David Alabas angeht. So wie bei den Bayern als Linksverte­idiger und damit als Wunderwaff­e gegen Bale? „Wo spielt Alaba bei uns seit fünf Jahren?“, fragte der Teamchef zurück. Er habe nicht vor, ihn von seiner angestammt­en Sechserpos­ition weg zu verschiebe­n. Blieb nur noch offen, ob der verletzte Martin Harnik durch Marcel Sabitzer oder Alessandro Schöpf ersetzt wird. Beide befinden sich aktuell in Topform. Mindestens 42.000 Zuschauer (Vorverkauf­sstand Mittwochmi­ttag) sind heute um 20.45 Uhr zumindest in dieser Hinsicht klüger als zuvor.

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BILD: SN/ROBERT JAEGER / APA / PICTUREDES­K.COM Ein nachdenkli­cher Teamchef.

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