Stille Nacht ohne Weihnachten
Joseph Mohr kehrt für 13 Abende nach Mariapfarr zurück – auf die Theaterbühne. Die Lungauer haben einen Startvorteil. Das weltberühmte Lied wird im Stück allerdings nicht vorkommen.
Zwischen den Stille-Nacht-Gemeinden gibt es einen Wettlauf. Auch wenn es Bürgermeister und Programmmacher nicht gern hören und trotz der – guten – Zusammenarbeit in der Stille-Nacht-Gesellschaft.
Es geht darum, welcher Ort mit dem Ursprung des Weihnachtslieds mehr zu tun hat. Mariapfarr hat einen Startvorteil. Die Lungauer müssen nicht auf 2018 warten. Dann jährt sich zum 200. Mal die Uraufführung des Lieds in Oberndorf. Mariapfarr hat sein Jubiläum schon heuer, weil hier der junge Hilfspriester Joseph Mohr 1816 jenes Gedicht schrieb, das später zum Liedtext wurde.
Das Theater Mokrit und die Lungauer Kulturvereinigung (LKV) bringen diese Zeit und ihre Menschen auf die Bühne. Am 20. Oktober ist die Welturaufführung im Pfarrhof. Zwölf weitere Termine folgen bis 17. November.
Eines nimmt LKV-Obmann Robert Wimmer gleich vorweg: „Es ist kein Weihnachtsstück.“Das kann es auch nicht sein, weil damals niemand wissen konnte, dass das Gedicht berühmt werden sollte. Auch Mohr wusste es nicht. Es ist auch kein Trauerspiel, obwohl der Lungau damals von Missernten und Krieg schwer gezeichnet war. Es werden trotzdem Wirtshauslieder gesungen.
Das Stück am Originalschauplatz, großteils im heutigen Lun- gauer Dialekt beginnt im Arkadenhof mit der Beerdigung eines Kleinkinds. Als der Hilfspriester 23-jährig nach Mariapfarr kam, war dieses Begräbnis sein erstes Erlebnis. „Da habt Ihr euch keine gute Zeit ausgesucht“, sagt der Pfarrer zu ihm. Die Zuseher wandern mit – über zwei Stationen zur Bühne im Pfarrsaal, im früheren Pferdestall. Daneben befand sich Mohrs Zimmer. Die Theatermacher sind sehr realistisch an die Sache herangegangen. Eine Stille-Nacht-Show und Superlativen waren nicht gefragt. Oder wie es Bgm. Franz Doppler ausdrückt: „Wir wollten keinen Klamauk.“Das Stück sei maßgeschneidert.
Einige Vorstellungen sind fast schon ausverkauft. Es haben nur 90 Zuschauer Platz. Karten gibt es unter anderem beim Tourismusverband. „Der Verkauf an Einheimische und Stammgäste läuft sehr gut“, sagt Tourismusbüro-Leiterin Susi Lassacher. Es kommen auch Pongauer und Kärntner. Am Ende gibt es für die Besucher zeitgenössisches Essen und Trinken.
Einen Wettbewerb der Gemeinden sieht der Bürgermeister nicht. „Jeder Ort preist seine Be-
„Show und Superlativen – das war nicht unser Zugang.“