Eine 25 Meter hohe Mauer schützt den Oberpinzgau
Nach einem Jahr Bauzeit ist die Blauseesperre in Neukirchen fast fertig. Sie bändigt den unberechenbaren Obersulzbach, der riesige Mengen von Geschiebe in die Salzach tragen kann.
Die neue Murensperre im Obersulzbachtal bei Neukirchen ist 25 Meter hoch und hat eine Spannweite von 100 Metern. „8000 Kubikmeter Beton und 600 Tonnen Stahl wurden seit Dezember 2015 verbaut“, sagt Gebhard Neumayr, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) im Pinzgau.
Die Sperre schützt nicht nur den Neukirchner Ortsteil Sulzau, der beim Hochwasser 1987 vom Obersulzbach komplett überflutet wurde. „Sie wirkt sich auch positiv auf die Salzach bis Zell am See aus, bis Mittersill sogar massiv“, sagt Neumayr. Der Grund: Die Sperre verhindert, dass der Obersulzbach Geschiebe in die Salzach spült und dadurch die Sohle der Salzach auflandet, was die Gefahr von Überflutungen im Oberpinzgauer Salzachtal stark erhöht.
Der Obersulzbach ist jener Salzachzubringer im Pinzgau, der am meisten Geschiebe transportiert. Und die Situation hat sich in den letzten Jahren durch die Klimaerwärmung, die die Permafrostgrenze ansteigen lässt, verschärft. So ist das auf 2130 bis 2730 Meter Seehöhe gelegene Sattelkar im Obersulzbachtal, das früher durch den Frost zusammengehalten wurde, in Bewegung geraten. Die Stirn des Kars wandert pro Jahr um 96 Meter talwärts. Über eine Steilstufe stürzt das Material dann in den Talboden und wird bei Hochwasser vom Bach Richtung Salzach abtransportiert. „Beim Hochwasser 2014 kamen 170.000 Kubikmeter herunter“, so Neumayr. „Eine Million Kubikmeter sind noch oben. Sie werden irgendwann ebenfalls herunterkommen. Und das Sattelkar ist nur eines von mehreren Karen im Tal.“
Eine Herausforderung beim Bau der neuen Sperre war, dass es unter dem Obersulzbach keinen felsigen Grund gibt, auf dem man sie errichten konnte. Der Schotter reicht dort bis in 30 Meter Tiefe. Deshalb hat man eine Felsnase neben dem Bachbett weggesprengt, die Sperre dort platziert und das Bachbett verlegt. Rund 13.000 Kubikmeter Felsen mussten dafür entfernt werden. Die Kosten für die Sperre betragen mit Begleitmaßnahmen 4,2 Mill. Euro. Davon zahlen 64 Prozent der Bund, 16 Prozent das Land und 20 Prozent die Wassergenossenschaft Obersulzbach.
Die Blauseesperre ist nur der erste Teil des „Generellen Projekts Salzachzubringer“der WLV. Als Nächstes soll eine Murensperre in der Krimmler Ache in der Nähe der Endstation der Pinzgauer Lokalbahn errichtet werden. Hier liegen die fertigen Pläne bereits vor. Die Finanzierung ist großteils geregelt. Abschluss des Projekts bildet eine weitere Sperre im Obersulzbachtal etwa 500 Meter oberhalb der Blauseesperre. Bis zum Jahr 2025 sollen die Arbeiten an dem Projekt abgeschlossen sein.
„Wir sind sehr froh, dass wir jetzt diesen Schutz haben.“