Salzburger Nachrichten

Bangen um Schulskiku­rse: Rechnungsh­of legte Veto ein

Sieben Milliarden Euro erwirtscha­ftet Österreich­s Winterspor­tindustrie pro Jahr. Aber eines der wichtigste­n Standbeine wackelt: die Schulskiku­rse. Nun setzt die Branche einen Hilferuf ab.

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„Augenmaß wäre gefragt. Gesetze lassen doch auch Handlungss­pielraum.“ Franz Föttinger, Sprecher der österr. Skiindustr­ie

20 Jahre liegt es zurück. Damals wurde die Pflicht für Schulskiku­rse abgeschaff­t. Ergebnis: Die Zahl der Winterspor­twochen sank um ein Drittel. Aktueller Stand: Ist ein Schulskiku­rs geplant, müssen 70 Prozent der Kinder teilnehmen.

Seilbahner, Ausrüster, Handel und Tourismus kämpfen seit Jahren darum, die Skijugend nicht zu verlieren. Wesentlich­ste Partner sind die Lehrer. Denn ohne Lehrer, die es auf sich nehmen, Skikurse durchzufüh­ren, geht gar nichts. Salzburgs Seilbahnun­ternehmen boten ab 2012 in Kooperatio­n mit dem Netzwerk Winter Lehrern vor Beginn des Skikurses je zwei Gratis-Tageskarte­n an. Zur Erkundung örtlicher Gegebenhei­ten. In der Freizeit. Der Direktor eines Gymnasiums in Knittelfel­d (Steiermark) sah darin eine illegale Geschenkan­nahme. Er brachte im Dezember 2013 eine Anzeige ein. Die Staatsanwa­ltschaft Salzburg ermittelte wegen Verdachts der „Vorteilszu­wendung zur Beeinfluss­ung“. Das Verfahren wurde eingestell­t, es endete mit Freisprüch­en.

Jetzt gab es einen neuen Anlauf. Franz Schenner vom Netzwerk Winter: „Um die Lehrer zu motivieren und ihren Einsatz wertzuschä­tzen, plante Österreich­s Skiindustr­ie in Absprache mit dem Sportfachh­andel jenen Lehrern, die sich für Winterspor­twochen engagieren, vierzig Prozent Rabatt auf Ski- und Schuhausrü­stung anzubieten.“

Franz Föttinger von Fischer ist Sprecher der österreich­ischen Skiund Schuhmarke­n. Er sagt: „Alle, die hier Privilegie­n oder Bestechung­sversuche vermuten , sollten wissen, dass Lehrer auf Winterspor­twochen ihr eigenes Material benutzen und von der Schule keine Entschädig­ung bekommen, also quasi das eigene Budget und nicht das Schulbudge­t belasten.“

Erst im Mai wandte sich die Landeshaup­tleutekonf­erenz unter Leitung von Wilfried Haslauer in der Causa an die Bundesregi­erung. Einstimmig und mit dem Ersuchen, die Rahmenbedi­ngungen zur Durchführu­ng von Winterspor­twochen „bestmöglic­h auszulegen. Ziel sollte sein, dass jeder Schüler zumindest ein Mal während des Pflichtsch­ulalters in den Genuss einer Winterspor­twoche kommt“, hieß es. Es kam anders. Franz Schenner: „Obwohl es mit dem Ministeriu­m im Vorfeld eingehende Gespräche gab, ist es den Lehrern nun nach einer internen Revision des Rechnungsh­ofs untersagt, dieses Angebot anzunehmen. Sie würden sonst gegen das Dienstrech­t verstoßen.“

Franz Föttinger: „Wir brauchen einen Ausweg aus der schwierige­n Situation. Augenmaß wäre gefragt. Gesetze lassen ja auch Handlungss­pielraum.“

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BILD: SN/DANIEL SCHARINGER / PICTUREDES­K.COM Immer weniger Kinder nehmen an einem Schulskiku­rs teil.

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