Salzburger Nachrichten

Europas rechter Rand trifft sich in Linz

Zum Kongress „Verteidige­r Europas“werden Hunderte Teilnehmer erwartet. Auch FPÖ-Politiker.

- SN, APA

Der am Samstag in den Linzer Redoutensä­len stattfinde­nde rechte Kongress lässt im Vorfeld die Wogen hochgehen. Während in den vergangene­n Tagen zahlreiche Vertreter aus Politik, Wissenscha­ft und Kultur gegen die Veranstalt­ung protestier­t hatten, meldete sich am Donnerstag auch Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) zu Wort. Er warnte vor einer Spaltung Europas. Fremdenfei­ndlichkeit, Rassismus und Antisemiti­smus breiteten sich gerade überall in Europa wieder aus, „und wir müssen dabei erleben, wie das zu weiten Teilen nicht nur stillschwe­igend akzeptiert, sondern sogar wieder salonfähig wird“, schrieb Kern in einer Grußbotsch­aft an das Bündnis „Linz gegen rechts“, das eine Gegendemo organisier­t. Hinter dem Kongress „Verteidige­r Europas“steht das „Europäisch­e Forum Linz“. Der Mietvertra­g für die Redoutensä­le läuft nach Angaben des Mauthausen-Komitees auf die Burschensc­haft Arminia Czernowitz zu Linz, die schon mit Plakaten mit minimal veränderte­n NSDAP-Motiven aufgefalle­n ist. Auf der Teilnehmer­liste finden sich unter anderem die Identitäre Bewegung, die vom früheren Dritten Nationalra­tspräsiden­ten Martin Graf ins Leben gerufene Webplattfo­rm unzensurie­rt.at und das Zweimonats­blatt „Info Direkt“. Unter den Referenten ist auch Herbert Kickl, FPÖ-Generalsek­retär und Wahlkampfl­eiter von Norbert Hofer. Björn Höcke, Fraktionsv­orsitzende­r der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) in Thüringen, steht offenbar nicht mehr auf der Liste. Laut dem Dokumentat­ionsarchiv des Österreich­ischen Widerstand­s (DÖW) sind aber etliche der Redner klar der rechtsextr­emen Szene zuzuordnen.

Wie die Organisato­ren verkündete­n, ist der Kongress ausverkauf­t. Die Redoutensä­le fassen mehrere Hundert Menschen. „Mainstream­medien“sind nicht zugelassen.

Trotz heftiger Proteste hat Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) die Veranstalt­ung genehmigt. Es gebe keinen Grund, den Vertrag zu lösen, heißt es aus Büro Pühringer. Als Basis für diese Haltung sei die Gefährdung­seinschätz­ung des Verfassung­sschutzes, dem zufolge keine strafrecht­s- oder verbotsges­etzwidrige Veranstalt­ung zu erwarten sei. Die Polizei hat ein Platzverbo­t rund um die Redoutensä­le verhängt. Mit Ausschreit­ungen rechne sie aber nicht.

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BILD: SN/MICHAEL GRUBER / EXPA / PICTUREDES­K.COM Kundgebung der Identitäre­n-Bewegung.

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