Salzburger Nachrichten

Wenn Täter in Kriminalfi­lmen ungestraft davonkomme­n

- Pierre Arno Wallnöfer

Unlängst war die Empörung groß, weil der bayerische „Tatort“endete, obwohl der Haupttäter nicht gestellt werden konnte. Begonnen hat diese Unart, die nur in Ausnahmefä­llen dramaturgi­sch angebracht ist, das amerikanis­che Fernsehen mit einschlägi­gen Serien. Diese haben sich schon früh auf sogenannte Cliffhange­r spezialisi­ert, um die Erwartung für die nächste Staffel zu schüren und – scheinbar nebenbei – auch die Finanzieru­ng derselben zu flankieren. Der Bayerische Rundfunk hat jetzt allerdings die Meldung herausgege­ben, 2017 werde ein „Tatort“folgen, der die Mörderjagd fortsetze.

Nunmehr bedient sich die überaus spannende Reihe „Stralsund“des gleichen Tricks. „Vergeltung“, Samstag im Hauptabend­programm, ist ohne den vor zwei Wochen gezeigten Fall „Schutzlos“nur schwer verständli­ch. Wären beide Filme kurz hintereina­nder gezeigt worden – die neue Folge würde logischer und packender wahrgenomm­en, als sie es ohnehin ist. Im „Tatort: Echolot“am Sonntag gibt es ein Wiedersehe­n mit „Vorstadtwe­ib“Adina Vetter in einer Doppelroll­e als Leiche und Hologramm. Sie hat den Täter gesehen, darf aber nichts sagen, weil sie sonst gelöscht würde. Kommissari­n Lürsen (Sabine Postel) bekommt es mit einem Mord im Internet-Startup-Milieu zu tun – alles in allem ein originelle­s Pendant zur „Tatort“-Folge „HAL“.

Traurig geht es wohl mit „Kommissar Beck“zu Ende. „Tödliche Sackgasse“ist am zweiten Hauptabend die wahrschein­lich vorletzte, aber neuerlich hochkaräti­ge Episode. Dabei tritt Becks Wohnungsna­chbar erstmals ohne Alkoholika auf, er nippt an grünem Tee. Der „Neue“im Team erweist sich als ebenso tüchtig wie liberal und Beck weist dem lästigen Chef nach, schlampig gearbeitet zu haben.

Mit „Schweigemi­nute“nach Siegfried Lenz nimmt die nächste Woche am Montag einen traurigen Anfang. Die tragische, nüchtern erzählte Liebesgesc­hichte einer Lehrerin mit ihrem Schüler, auch in den 1950er-Jahren ein Skandal, ist aber hinreißend besetzt, Julia Koschitz allen voran.

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BILD: SN/ZDF UND HANNES HUBACH Liebespaar: Lehrerin Julia Koschitz mit Jonas Nay.
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BILD: SN/RADIO BREMEN/SCHROEDER Adina Vetter spielt im „Tatort“ein Hologramm.

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