Wenn Täter in Kriminalfilmen ungestraft davonkommen
Unlängst war die Empörung groß, weil der bayerische „Tatort“endete, obwohl der Haupttäter nicht gestellt werden konnte. Begonnen hat diese Unart, die nur in Ausnahmefällen dramaturgisch angebracht ist, das amerikanische Fernsehen mit einschlägigen Serien. Diese haben sich schon früh auf sogenannte Cliffhanger spezialisiert, um die Erwartung für die nächste Staffel zu schüren und – scheinbar nebenbei – auch die Finanzierung derselben zu flankieren. Der Bayerische Rundfunk hat jetzt allerdings die Meldung herausgegeben, 2017 werde ein „Tatort“folgen, der die Mörderjagd fortsetze.
Nunmehr bedient sich die überaus spannende Reihe „Stralsund“des gleichen Tricks. „Vergeltung“, Samstag im Hauptabendprogramm, ist ohne den vor zwei Wochen gezeigten Fall „Schutzlos“nur schwer verständlich. Wären beide Filme kurz hintereinander gezeigt worden – die neue Folge würde logischer und packender wahrgenommen, als sie es ohnehin ist. Im „Tatort: Echolot“am Sonntag gibt es ein Wiedersehen mit „Vorstadtweib“Adina Vetter in einer Doppelrolle als Leiche und Hologramm. Sie hat den Täter gesehen, darf aber nichts sagen, weil sie sonst gelöscht würde. Kommissarin Lürsen (Sabine Postel) bekommt es mit einem Mord im Internet-Startup-Milieu zu tun – alles in allem ein originelles Pendant zur „Tatort“-Folge „HAL“.
Traurig geht es wohl mit „Kommissar Beck“zu Ende. „Tödliche Sackgasse“ist am zweiten Hauptabend die wahrscheinlich vorletzte, aber neuerlich hochkarätige Episode. Dabei tritt Becks Wohnungsnachbar erstmals ohne Alkoholika auf, er nippt an grünem Tee. Der „Neue“im Team erweist sich als ebenso tüchtig wie liberal und Beck weist dem lästigen Chef nach, schlampig gearbeitet zu haben.
Mit „Schweigeminute“nach Siegfried Lenz nimmt die nächste Woche am Montag einen traurigen Anfang. Die tragische, nüchtern erzählte Liebesgeschichte einer Lehrerin mit ihrem Schüler, auch in den 1950er-Jahren ein Skandal, ist aber hinreißend besetzt, Julia Koschitz allen voran.