Von Sparschweinen und Goldsäcken
Am Weltspartag strömen Hunderte Kunden in ihre Bank. Wie Mitarbeiter den Tag erleben – und warum es Verwirrung wegen des Datums gibt.
Wer dieser Tage eine Bankfiliale betritt, hört Kinderlachen, sieht Heliumballons, die gegen die Decke klopfen und riecht Würstel und Sekt. Weltspartag heißt die Ausnahmesituation in den Hallen, wo sonst über Kreditzinsen verhandelt wird. Gabriela Strohmer ist die Leiterin der Privatkundenabteilung der Oberbank Salzburg. „Die Weltspartage sind sehr intensiv“, sagt sie, „aber wir freuen uns darauf.“Freilich gebe es an diesen Tagen Urlaubssperre und die Belegschaft sei den ganzen Tag auf den Beinen. „Aber das passiert ohne Murren, es ist alles sehr positiv besetzt.“
Strohmer steht in diesen Tagen selbst am Schalter. Da passiere allerhand Nettes: „Kinder fragen, wo wir die Goldsäcke verwahren. Und ob sie die Geldreserven im Tresor anschauen dürfen.“Die Kundenberaterin erklärt ihnen dann, dass in der Bank kaum noch Bargeld lagere, weil viele ja mit der Bankomat- oder Kreditkarte zahlen. Der Andrang sei jedes Jahr groß: „Kunden aller Altersklassen kommen zu uns. Viele warten schon auf die schriftliche Einladung“, sagt Strohmer.
Eine Einladung ist heuer notwendig. Denn wann genau nun Weltspartag ist, scheint unklar. Die Sparkasse Salzburg feiert den Tag des Sparens etwa heute, Freitag. In der Raiffeisenkasse werden erst am Montag die Luftballons aufgeblasen. Stefan Soriat, Pressesprecher der Salzburger Sparkasse, erklärt, warum es heuer so kompliziert ist. „Die Bundessektion der Wirtschaftskammer hat den 28. Oktober festgelegt, die Salzburger Sektion hat indes Wahlfreiheit gelassen.“Der 27., 28. und der 31. Oktober sind demnach möglich. Der 31. Oktober sei der traditionelle Weltspartag. 1924, mitten in der Weltwirtschaftskrise, sei dieser Tag des Sparens festgelegt worden. „Aus praktischen Gründen wird er aber teilweise verschoben“, sagt Soriat.
Ulla Brüggler arbeitet ebenfalls bei der Sparkasse, sie ist Filialleiterin des Verbands St. Gilgen, Mondsee und Hof. Sie hat eine Kindheitserinnerung an den Weltspartag: „Das war in den Siebzigerjahren, ich war noch so klein und habe nur die Hälfte der Geschenke auf der Theke gesehen“, sagt sie. Deshalb hat sie ein ockerfarbenes Kaffeehäferl mit orangen Blumen gewählt. Die Tasse hat die Filialleiterin immer noch – sie wird bei jedem Umzug mitgenommen.
Geschenke bringen auch Foad Ghaemi, Filialleiter in der Hypo Residenzplatz, zum Schmunzeln.
„Die Nachbarn treffen sich in der Bank zum Tratschen.“Renate Treiber, Raiffeisenbank
Als er noch hinter dem Schalter stand, seien einmal Buben hereingekommen. Sie haben sich ein Geschenk ausgesucht, sind gegangen und haben fünf Minuten später erneut ihr Glück versucht. „Beim zweiten Mal habe ich darüber nachgedacht, sie auffliegen zu lassen“, sagt Ghaemi. Doch er hatte sie beobachtet, wie sehr sie sich gefreut hatten – und sagte nichts. „Insgesamt haben sie drei Geschenke bekommen.“
Renate Treiber arbeitet in der Raiffeisenbank in Itzling. Am Weltspartag verwandle sich die Filiale in das Kommunikationszentrum des Stadtteils: „Da treffen sich alle Nachbarn an einem Ort und tratschen. Das wird sehr geschätzt.“Nach dem Tag setzen sich auch die Mitarbeiter im ersten Stock zusammen, trinken und essen etwas, sagt Treiber. „Wir besprechen, wie es war, und erzählen uns Anekdoten.“