Salzburger Nachrichten

Gemeinden haben viele Sparmeiste­r und kaum Schuldenka­iser

Welche Gemeinden haben die höchsten Schulden? Das wollten zwei Abgeordnet­e genau wissen. Die Antwort enthält Überraschu­ngen.

- THOMAS AUINGER WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

1038 Euro und 6 Cent. Das ist die durchschni­ttliche ProKopf-Verschuldu­ng der Salzburger Gemeinden. Das haben Beamte der Gemeindeau­fsicht beim Land aus den Jahresrech­nungen 2015 der 119 Kommunen ermittelt. Die Schuldenla­st verteilt sich auf die Gemeinden allerdings sehr ungleich.

Die Landtagsab­geordneten Helmut Naderer (Team Stronach) und Marlies Steiner-Wieser (FPÖ) stellten eine Anfrage an Gemeindere­ferent Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). In der Antwort sind die zehn Gemein- den mit den höchsten Schuldenbe­rgen aufgeliste­t. Nach der Stadt Salzburg (125,8 Millionen Euro) folgen Hallein (25,6), Radstadt (17,8), Straßwalch­en (16,6) und Oberndorf (15,1 Millionen). Unter den ersten zehn sind mit Ausnahme des Lungaus alle Bezirke vertreten. Die zweiten fünf sind Abtenau (14 Mill.), Bramberg (12,1), Zell am See (11,5), Uttendorf (9,9) und Kaprun (9,5 Mill.).

Die absoluten Stände sagen freilich nicht alles. Die Einwohnerz­ahlen der betroffene­n Gemeinden sind sehr unterschie­dlich. Von den zehn absoluten Spitzenrei­tern stehen vier auch auf der Liste der größten Schuldenla­st pro Kopf. Die Orte mit den höchsten Pro-Kopf-Schulden sind an Einwohnern arme Gemeinden in entlegenen Gebieten: Göriach im Lungau liegt mit 4401 Euro vor Kleinarl (4340), Hintersee (3941) und Mauterndor­f (3724 Euro). Erst dann kommen größere – Radstadt (3608) und Pinzgauer Gemeinden: Uttendorf (3412), Bramberg (3073), Neukirchen (3049), Kaprun (3028) und Stuhlfelde­n (2988 Euro).

Im Vergleich zum Bund und zum Land ist die mittlere Verschuldu­ng der Gemeinden pro Bürger sehr gering. Im Bund ist sie 38 Mal so hoch und im Land Salzburg immerhin fast das Vierfache. Nicht alle Schulden sind „böse“. Langfristi­ge Verbindlic­hkeiten für Trinkwasse­rversorgun­g und Abwasserka­nal oder für Schulbaute­n zum Beispiel sind im Normalfall kein Problem.

Haslauer verweist etwa darauf, dass „30,6 Prozent der Schulden der Stadtgemei­nde Oberndorf Darlehen betreffen, die zur Finanzieru­ng der Errichtung von Bundesschu­len aufgenomme­n worden sind“. Deren Schuldendi­enst werde zur Gänze vom Bund ersetzt. Oder: Kaprun ist zwar fast drei Mal so hoch verschulde­t wie der Durchschni­tt. Aber das stelle für die finanzkräf-

tige Tourismusg­emeinde „absolut kein Problem“dar. Denn Kaprun verfüge über eine freie Budgetspit­ze von 13,7 Prozent.

Die Fragestell­er wollten wissen, warum nicht frühzeitig Maßnahmen gegen die Schuldenen­twicklung gesetzt wurden. Die Gemeindeau­fsicht sagt, sie beurteile die Verschuldu­ng nicht nach der Höhe, sondern nach der finanziell­en Leistungsf­ähigkeit der Gemeinde im Zusammenha­ng mit den entstehend­en Folgebelas­tungen. Außerdem würden allfällige Mehreinnah­men aus den Investitio­nen (z. B. Kanalgebüh­ren) berücksich­tigt. „Der Gemeindeau­fsicht werden sämtliche Verträge über das Eingehen von Schuldverh­ältnissen gemäß § 85 der Salzburger Gemeindeor­dnung übermittel­t“, heißt es in der Beantwortu­ng der Anfrage. Auch Voranschlä­ge und Jahresrech­nungen sind aufschluss­reich.

Der „Oberbürger­meister“im Land Salzburg, Gemeindeve­r- bandspräsi­dent Bgm. Günther Mitterer (ÖVP), sagt: „Grundsätzl­ich stehen die Salzburger Gemeinden wirtschaft­lich und finanziell nicht so schlecht da.“Die Verschuldu­ng sei angemessen. „Entscheide­nd ist, dass ich die Schulden abdecken und in absehbarer Zeit abbauen kann.“Schulden würden auch aus taktischen Überlegung­en gemacht. Darlehen im Kanalbau seien notwendig, um Förderunge­n zu lukrieren. Seine eigene Gemeinde (die Bezirkshau­ptstadt St. Johann mit ihren rund 11.000 Einwohnern) habe aber „null Schulden“– abgesehen von etwas mehr als fünf Euro pro Kopf aus Wasserund Kanalbauda­rlehen.

Weniger finanzstar­ken Gemeinden (beispielsw­eise im struktursc­hwachen Lungau) dürfe man aber keinen Vorwurf machen. Sie haben praktisch dieselben Pflichtauf­gaben wie andere in Zentralräu­men, aber nicht entspreche­nde Einnahmen. Es gibt landesweit neun Abgangsgem­einden, denen das Land mit insgesamt 1,5 Millionen Euro unter die Arme greifen muss. Diese Situation hat sich verbessert. In früheren Jahren musste das Land mit höheren Summen die Abgänge von zum Teil mehr Gemeinden ausgleiche­n.

„Schuldenst­and der Salzburger Gemeinden ist angemessen.“G. Mitterer, Gemeindeve­rband

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