Salzburger Nachrichten

Spiel mir das Lied vom ewigen Leben

Noch aus seinem Tod machte David Bowie ein Kunstwerk: Zu hören ist das nun auf der CD zum Musical „Lazarus“. Sie beinhaltet letzte Songs.

- CLEMENS PANAGL SALZBURG. „Lazarus“, Original Cast Recording, erschienen bei Sony.

„Schaut hier herauf, ich bin im Himmel“, sang David Bowie. Die Stimme hatte etwas Zerbrechli­ches, wie so oft, wenn der Popstar mit düsteren Atmosphäre­n hantierte. Als der Song „Lazarus“im Dezember 2015 erschien, klang er trotzdem wie ein kräftiger Vorbote: auf das gleichnami­ge Musical, das Bowie soeben in New York auf die Bühne brachte, und auf das Album „Blackstar“, das zu seinem 69. Geburtstag am 8. Jänner folgen sollte.

„Schaut hier herauf, ich bin im Himmel. Ich habe Narben, die keiner sehen kann“, sang Michael C. Hall mit bowiehafte­r Dramatik. Im Musical „Lazarus“stand er als Hauptfigur auf der Bühne. Wenige Wochen nach der Premiere bekamen die Zeilen plötzlich einen anderen Klang: David Bowie starb am 10. Jänner, zwei Tage nach seinem Geburtstag. Von seiner geheim gehaltenen Krebserkra­nkung hatten weder die Darsteller noch Bowies letzte Band gewusst.

Doch so wie in Bowies finalem Album „Blackstar“nachträgli­ch viele Hinweise auf seinen Abschied zu entdecken waren, bekam auch „Lazarus“die Aura eines Vermächtni­sses. Für das Musical hatte Bowie mit Autor Enda Walsh eine Rahmenhand­lung um die Songs seines Lebenswerk­s herum gebaut.

Lazarus: In der Bibel steht der Name für einen von den Toten Auferstehe­nden. In Bowies Stück hingegen sagt Schauspiel­er Michael C. Hall den Satz: „Ich bin ein Sterbender, der nicht sterben kann.“

Die Handlung knüpft an die Romanverfi­lmung „Der Mann, der vom Himmel fiel“an. In dem Film war Bowie 1976 als Außerirdis­cher auf der Erde gestrandet. Die Rolle hatte sich ideal in seinen Kunstkosmo­s gefügt. Auch in seinen Songs ging es oft um das Gefühl, von einem anderen Stern zu sein. Das Stück „Lazarus“zeigt den Protagonis­ten nun 40 Jahre nach seiner Erdlandung: Mensch geworden, reich, alkoholkra­nk, einsam. In London bereitet sich Michael C. Hall derzeit wieder auf die Rolle vor: Das Musical wird am 8. 11. Europaprem­iere feiern. Wie tief das Ensemble dabei in die Atmosphäre des Planeten Bowie vordringt, lässt sich bereits auf CD hören. „Is There Life on Mars?“, fragt da nicht nur Ensemblemi­tglied Sophia Caruso. „Changes“, „Heroes“, „Lazarus“, „Sound and Vision“und die weiteren Songs des Stücks haben die Darsteller eingesunge­n. Die Aufnahmen, erzählt das Booklet, fanden am Tag nach der Todesnachr­icht statt.

Erstmals veröffentl­icht werden mit dem Album auch drei neue Songs, die Bowie in das Musical einbaute. Auch aus ihnen lassen sich im Nachhinein Indizien hören, dass der Popstar das eigene Sterben zum Kunstwerk stilisiert­e: „Ich falle, ich ersticke, ich verblasse.“

Bisher unveröffen­tlicht, sind die Songs „Killing a Little Time“, „No Plan“, und „When I Met You“auf dem Album doppelt zu hören: In der Musicalver­sion sowie als Bowie-Originale, die als seine finalen Studioaufn­ahmen gelten. Auch die Single „Lazarus“ist noch einmal im Original vertreten: „Schaut hier herauf, ich bin im Himmel“, singt David Bowie da mit zerbrechli­cher Stimme. Album:

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BILD: SN/SONY/KING David Bowie (1947–2016).

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