Es schneit neue Hotels
Nach einem tiefen Atemholen im Vorjahr sprangen für diesen Winter die Hotelinvestitionen deutlich an. In den Skizentren werden wieder engagiert neue Konzepte umgesetzt, und Pleiteobjekte fanden neue Käufer.
2015 lag das Investitionsvolumen, das über die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) abgewickelt wurde, bei 406 Millionen Euro, Ende September 2016 hielt man bereits bei 555 Millionen. „Der Zuwachs ist unerwartet hoch“, sagt ÖHT-Geschäftsführer Wolfgang Kleemann und sieht darin auch eine für die Bank erstaunliche Entwicklung.
Wobei die Zahlen mehrfach relativiert werden müssen: Nicht alle Projekte sind bereits umgesetzt, es handelt sich um die Summe an Hotelinvestitionen, die 2016 eingereicht wurden und entsprechend den Förderrichtlinien über die ÖHT abgewickelt werden. „Der größte Teil der Neubauten liegt auf der Alpensüdseite und es sind keine Winter-, sondern Ganzjahresinvestitionen“, sagt Kleemann. Konkret hat sich gegenüber dem Vorjahr die Investitionssumme in Kärnten verfünffacht. Bei den meisten Bauten sei die Projektphase abgeschlossen, der Baubeginn aber erst 2017.
Bei den ÖHT-Objekten handelt es sich fast ausschließlich um privat errichtete Ferienhotels, deshalb sind neue Hotels in den Städten ausgenommen. „Das sind selten Klein- und Mittelbetriebe, sie fallen daher nicht unter unsere Förderrichtlinien“, sagt Kleemann. Gleiches gilt auch für neue Bettenkapazitäten in Skiregionen, die eher als Immobilieninvestments angelegt seien.
Im Land Salzburg ist das Puradies in Leogang wohl das größte Unterkunftsprojekt, das diesen Winter eröffnet. 17 Millionen Euro sollen in die 60 Zimmer und Familiensuiten für bis zu sechs Personen geflossen sein. Aus rauem Stein, Eichenholz und Glas auf rund 500.000 Quadratmetern errichtet, ist es kein reiner Neubau, sondern die Weiterentwicklung des vormaligen Steinalmdorfs Embachhof der Familie Madreiter. Der Wellnessbereich lockt mit 500 Quadratmetern, zu den Besonderheiten aber zählen der weiterhin aktive Biobauernhof, die Greißlerei und eine „alpine Kochschule“.
Wie schon in den vergangenen Jahren zu beobachten, werden immer seltener klassische, mehrstöckige Hotelbauten errichtet, sondern bevorzugt Dörfer. So entstand auf Initiative und zur Absicherung der Bergbahnen Fanningberg auch das 13 komfortable Häuser umfassende Chaletdorf Fanningberg im Lungau. Auch hier schwört man auf Naturmaterialien und wohlige Wärme aus offenen Kaminen. Das Haus RuheZEIT verfügt über eine eigene Holzsauna. Beide Dörfer liegen an der Piste und öffnen im Dezember.
Investiert wurde aber nicht nur in neue Betten. Am Hochkönig entstand im Skigebiet mit Die Deantnerin eine äußerst stylishe, neue Skihütte und das kleine, hoch gelegene Skigebiet Schönfeld in Thomatal im Lungau dürfte durch das Familienund Jugendgästehaus Schönfeld abgesichert sein. In Untertauern geht der stark erweiterte Lürzerhof in die erste Wintersaison.
Gleiches gilt für das Aparthotel Pure in Lermoos (Zugspitzregion Tirol), das ebenfalls neben den Apartments auch mehrere Chalets anbietet. Allein stehende Häuser werden nicht nur aufgrund höherer Gästenachfrage bevorzugt errichtet, sie sind im Bedarfsfall auch einfacher als Einzelobjekte an private Investoren zu verkaufen. Durch die Verpflichtung, die Wohnungen auch nach dem Verkauf, abgesehen von einer maximalen Eigennutzung von meist sechs Wochen pro Jahr, an Gäste zu vermieten, handelt es sich nicht um Zweitwohnsitze.
Wobei in Tirol für diesen Winter gleich drei klassische Hotels errichtet wurden: das direkt an der Talstation gelegene Natur & Biohotel in Zöblen im Tannheimer Tal, das Aparthotel Pichlers Alpenlodge sowie als größtes Hotelprojekt das Sportresort Hohe Salve mit 104 Zimmern und acht Suiten. Dafür hat die Unternehmensgruppe Pletzer 18 Millionen Euro investiert. Bei den nebenliegenden Bergbahnen Hohe Salve ist Pletzer traditionell Mehrheitseigentümer, für das Sportkonzept des neuen Hotels konnte er Skisprungikone Toni Innauer gewinnen.
Der Olympiasieger war in ähnlicher Funktion eines der Konkursopfer des Hotels For Friends in Mösern bei Seefeld. Dieses Haus wird nach einem Jahr Pause nun unter dem Namen Nidum wiederauferstehen. Aus der Konkursmasse des einst um 20,5 Millionen Euro er- richteten 146-Betten-Hotels erstand der Südtiroler Hotelier Maximilian Pinzger das Hotel.
Das unter Konkursverwaltung stehende Dorint-Hotel in Reith bei Seefeld wurde von der Hotelierfamilie Albrecht (Krumers Post Hotel, Karwendelhof) gerettet. Als Kaufpreis aus der Insolvenzmasse des deutschen Eigentümerfonds werden 9,6 Millionen Euro für das 126Zimmer-Hotel genannt.
Dafür sieht es so aus, als ob die größte Hotelinvestition in Vorarlberg, das Blumen Haus Lech, erst gar nicht in Betrieb gehen kann. Die Fertigstellung des 25-MillionenBaus im Chaletstil scheint mangels Zahlungsfähigkeit der Errichterund Betreibergesellschaften rund um Investor Andrew John Flowers ausgeschlossen zu sein. Mit Schtubat in Andelsbuch, Evelyns Hütte in Schwarzenberg, den Damüls Appartements und dem Chaletdorf Aadla in Schröcken gibt es im Bregenzerwald aber gleich vier originelle neue Unterkünfte. Alle gemeinsam erreichen aber wohl nicht die Dimension des Familienhotels Dachsteinkönig, das mit 117 Suiten und Chalets in Gosau nur 100 Meter vor dem Einstieg ins Skigebiet Dachstein West in die Wintersaison startet.
„Der Zuwachs ist unerwartet hoch.“