Der Jungstar in der verkehrten Gefühlswelt
Dominic Thiem darf trotz der bitteren Pleite beim Heimturnier für das ATP-Masters planen.
WIEN. Für Mathematik hat Österreichs Tennisstar Dominic Thiem nur wenig über. Viel zu rechnen würde ihn in der nächsten Woche beim 1000er-ATP-Turnier in ParisBercy auch wieder daran hindern, auf dem Platz zu alter Stärke zurückzufinden. Das Punktezählen bezüglich der Qualifikation für das Masters übernimmt ohnehin der Computer. Und der prophezeit: Thiem kann den Flug nach London ruhigen Gewissens buchen.
„Natürlich schiele ich auf die Ergebnisse der Konkurrenten, aber wichtiger ist, dass ich in Paris wieder besser spiele“, erklärte der 23Jährige nach seiner Niederlage (2:6, 5:7) im Achtelfinale der Erste Bank Open. Statistisch gesehen ist es fast auszuschließen, dass ihn vom siebten Platz im ATP-Race (Jahreswertung) noch zwei seiner drei Konkurrenten aus den Top 8 verdrängen. Selbst wenn Thiem in Paris kein Match gewinnt, müssten dort Tomáš Berdych das Halbfinale sowie David Goffin und Marin Čilić (in Basel noch dabei) laut Stand am Freitagabend sogar das Finale erreichen. „Es ist ein guter Polster. Aber ich will selbst ein paar Runden gewinnen, dann reicht es sowieso“, sagt Thiem. Freilich ist ihm bewusst, dass er für seinen bevorstehenden und vorläufigen Karrierehöhepunkt noch einmal alles aus seinem zuletzt geschundenen Körper herausholen muss. Doch weder körperliche Mankos noch eine gewisse mentale Leere will der Shootingstar nach einer extrem kräfteraubenden, weil erfolgreichen Saison für seinen schwachen Auftritt in Wien als Ausrede gelten lassen: „Das Achtelfinale hat meine aktuelle Form gespiegelt. Es fehlt ein bisschen die Selbstverständlichkeit, vielleicht ist es damit zu erklären.“
Vier Turniersiege auf vier unterschiedlichen Belägen, dazu das Halbfinale bei den French Open: Die Saison ist bereits sensationell. „London wäre die absolute Krönung“, sagt Thiem. Er fliegt heute, Samstag, nach Paris.