Die Fluktuation steigt
Die Nachfrage nach Fachkräften steigt. Positive Berufsaussichten verleiten immer mehr qualifizierte Menschen, den Arbeitgeber zu wechseln.
Eine hohe Personalfluktuation ist normalerweise ein Hinweis darauf, dass in dem betreffenden Betrieb irgendetwas nicht stimmt. Allerdings: Wenn es um hoch qualifizierte Kräfte geht, dann kann sich bei positiven Wirtschaftsaussichten die Wechselbereitschaft auch dann erhöhen, wenn man im Grunde gar nicht unzufrieden mit dem bisherigen Unternehmen ist. Das dürfte gegenwärtig der Fall sein, diesen Schluss lässt zumindest eine aktuelle Arbeitsmarktstudie von Robert Half zu. 43 von 100 befragten Personalmanagern verzeichnen demnach einen häufigeren Mitarbeiterwechsel als noch vor drei Jahren. Zudem befürchtet die überwiegende Mehrheit der befragten HR-Manager (88 Prozent), in den nächsten Monaten Mitarbeiter an andere Unternehmen zu verlieren. Auf die Frage „Wie hat sich die freiwillige Mitarbeiterfluktuation in Ihrem Unternehmen in den letzten drei Jahren verändert?“antworteten sechs Prozent, dass diese „erheblich gestiegen“sei, 37 Prozent sprechen von „etwas gestiegen“. Bei 55 Prozent ist die Situation gleichbleibend und zwei Prozent gaben an, dass es weniger freiwillige Kündigungen gibt.
„In der heutigen Arbeitswelt ist der häufige Jobwechsel zum Standard geworden. Für die Unternehmen ist diese Entwicklung eine große Herausforderung. Kompetente Fach- und Führungskräfte zu finden ist ohnehin schon schwierig genug. Bleiben Stellen dann noch lang unbesetzt, wirkt sich das zusätzlich negativ auf die Produktivität aus“, stellt Robert Szvetecz, Senior Manager bei Robert Half in Österreich, fest. „Nur wenige Unternehmen befassen sich strukturiert mit diesem Problem und managen ihre Fluktuationsrate beziehungsweise die Mitarbeiterbindung aktiv.“
Als ersten Schritt empfiehlt der Experte, Exit-Gespräche zu führen und die Kündigungsgründe zu erheben sowie systematisch zu erfassen. Dies liefert die Basis für Verbesserungsmaßnahmen, um die Mitarbeiterfluktuation auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Laut der Arbeitsmarktstudie wechseln Arbeitnehmer in erster Linie, um neue Erfahrungen in anderen Unternehmen und Branchen zu sammeln oder um mehr zu verdienen. Dies sind jeweils für mehr als die Hälfte der befragten Personalmanager (je 53 Prozent) die beiden zentralen Wechselmotive. Weiterhin entscheiden Mitarbeiter zu gehen, wenn das neue Unternehmen interessantere Entwicklungsmöglichkeiten (51 Prozent) bietet.
„Für die Personalarbeit – vom Recruiting bis zum Employer Branding – sind Exit-Gespräche ein wertvolles Instrument, um die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen,“erklärt Szvetecz, „ein Vergleich der Wechselgründe mit der eigenen oder mit verwandten Branchen hilft zudem bei der Einordnung der eigenen Situation. Spezialisierte Personaldienstleister können aufgrund der Vielzahl ihrer Gespräche mit Bewerbern und Arbeitgebern fundierte Empfehlungen geben und bei der Personalsuche effizient unterstützen.“