Salzburger Nachrichten

Das stärkste Erdbeben seit 1980 erschütter­t Italien

Beim stärksten Erdstoß seit 1980 gab es keine Todesopfer. Die Prognosen der Seismologe­n sind allerdings mehr als beunruhige­nd.

- BILD: SN/AP

Am Sonntag bebte in Mittelital­ien erneut die Erde. Mit einer Stärke von 6,5 auf der Richterska­la war es der heftigste Erdstoß seit 1980. Die Region nordöstlic­h von Rom kommt seit Monaten nicht zur Ruhe. Bereits Ende August forderte ein Erdbeben 298 Todesopfer. Dieses Mal gab es nur einige Verletzte. Doch der materielle und kulturelle Schaden ist beträchtli­ch. Premiermin­ister Matteo Renzi sagte den Betroffene­n sofortige Hilfe zu. Seismologe­n gehen indes davon aus, dass es noch weitere Nachbeben geben wird.

Mittelital­ien kommt nicht zur Ruhe. Am Sonntag hat erneut die Erde gebebt – mit einer Stärke von 6,5 auf der Richterska­la sogar am heftigsten seit 1980. Todesopfer gebe es nach ersten Erkenntnis­sen nicht. Mehrere Personen wurden lebend aus Trümmern geborgen. Rund 20 Menschen seien verletzt worden, es schwebe aber niemand in Lebensgefa­hr. Auf Bildern waren zerstörte Kirchen und Häuser, Schuttberg­e und tiefe Risse in den Straßen zu sehen. Fernsehbil­der zeigten sogar einen tiefen Riss in einem massiven Berg.

Italiens Premiermin­ister Matteo Renzi sagte den Menschen sofortige Hilfe zu und sprach ihnen sein Mitgefühl aus. „Wir werden alles wieder aufbauen: die Häuser, die Kirchen und die Geschäfte“, versprach der Regierungs­chef. Papst Franziskus sagte, er bete für die Menschen in der betroffene­n Region.

„Es ist alles eingestürz­t“, sagte der Bürgermeis­ter der kleinen Gemeinde Ussita, Marco Rinaldi. In dem Ort hatten bereits die Beben von vergangene­m Mittwoch starke Schäden angerichte­t. „Ich sehe eine Rauchsäule, es ist ein Desaster, ein Desaster! Ich habe im Auto geschlafen und die Hölle gesehen.“Der Präsident der Region Marken, Luca Ceriscioli, befürchtet Zehntausen­de Obdachlose. Zudem könne die Zahl der Hilfsbedür­ftigen auf bis zu hunderttau­send steigen.

Das Epizentrum des bisher letzten Erdstoßes lag nahe der Stadt Norcia, die für ihren mittelalte­rlichen Kern bekannt ist. Auf der berühmten Piazza San Benedetto stürzte die Basilika aus dem 14. Jahrhunder­t ein. Am frühen Sonntagnac­hmittag erschütter­te ein Nachbeben die Region.

Das Beben ereignete sich um 7.40 Uhr in etwa zehn Kilometern Tiefe. Es handelt sich laut Experten um ein weiteres Nachbeben der verheerend­en Erdstöße im Sommer rund um das Bergstädtc­hen Amatrice mit rund 300 Toten. Die Beben regten sich quasi gegenseiti­g an. Wissenscha­fter sprechen von einer Erdbebense­quenz – also mehreren Beben, die in der Größe etwas variieren, wo aber das größte nicht unbedingt am Anfang steht. Bei Betroffene­n löste das erneute Beben Panik aus. In der Region Marken liefen Menschen auf die Straße. Das Beben sei deutlich und lang in der Provinz Umbrien und in Städten wie Florenz und Ancona – vor allem in oberen Stockwerke­n – zu spüren gewesen. Telefonlei­tungen in dem betroffene­n Gebiet waren unterbroch­en.

Auch auf Rom hatte das Erdbeben Auswirkung­en. Vorübergeh­end wurden die zwei zentralen Metrolinie­n A und B gestoppt. Es gebe technische Überprüfun­gen nach dem Beben, war auf der Internetse­ite der Verkehrsge­sellschaft ATAC zu lesen. Den Angaben zufolge gab es auch Verzögerun­gen im Zugverkehr. Mehrere Gebäude wurden vorsorglic­h überprüft und teils geschlosse­n – darunter auch zwei Basiliken. Zwei Straßen wurden in der Ewigen Stadt gesperrt.

Die Gefahr für die Menschen in der Region scheint weiterhin nicht gebannt. Seismologe­n gehen davon aus, dass es in jedem Fall zu weiteren Beben kommen werde. Auch die Wahrschein­lichkeit eines starken Bebens sei derzeit sehr viel höher als im langfristi­gen Mittel.

Erst am Mittwochab­end hatten zwei starke Erdstöße die Region in Mittelital­ien erschütter­t, die bereits vor zwei Monaten von einem verheerend­en Beben heimgesuch­t worden war, bei dem 298 Menschen ums Leben kamen. Die meisten starben im Ort Amatrice, auch dort gab es am Sonntag neue Schäden. Die italienisc­he Regierung schätzte die Erdbebensc­häden zuletzt auf rund vier Milliarden Euro.

Das mittlere Italien ist eine Region, die häufig von schweren Erdstößen heimgesuch­t wird. Immer wieder trifft es die bergige Gegend in den Abruzzen. Grund sind riesige Spannungen, die sich im Untergrund aufbauen. Denn der „Adriatisch­e Sporn“– ein Anhängsel der afrikanisc­hen Erdplatte – reibt sich hier an der eurasische­n Platte. Auch deshalb haben sich Italiens Mittelgebi­rge aufgefalte­t.

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BILD: SN/APA (ARCHIV/AFP)/ALBERTO PIZZOLI, GRAFIK: APA Tote gab es dieses Mal keine, aber die Schäden sind verheerend.

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