Salzburgerin holte Gold bei Karate-WM
Aus dem Traum der Kindheit wurde Realität: Die Salzburgerin Alisa Buchinger krönte sich zu Österreichs erster Karate-Weltmeisterin und ihr unbändiger Kampfgeist lässt mehr erwarten.
Aus dem Traum der Kindheit wurde Realität: Die Salzburgerin Alisa Buchinger krönte sich zu Österreichs erster Karate-Weltmeisterin. Und ihr unbändiger Kampfgeist lässt mehr erwarten.
Sie wollte als kleines Mädchen eine gefeierte Weltmeisterin werden. Aber der für eine Salzburgerin mit diesem Ziel logische Skirennlauf interessierte sie nicht. Alisa Buchinger malte sich aus, wie das wäre, die Beste im Karate zu sein. Mit fünf Jahren begann sie mit dem Training – und kurz nach ihrem 24. Geburtstag erklomm sie am Samstag die Spitze: Alisa Buchinger ist Weltmeisterin der Kampfform Kumite in der Klasse bis 68 kg.
„Es wird noch Tage dauern, bis ich es realisiert habe. Bis ich in der Früh aufwache und mir denke: He, ich bin wirklich Weltmeisterin. Jetzt bin ich nur geflasht“, sagte Buchinger unmittelbar nach ihrem Titelgewinn in der Linzer TipsArena und fügte hinzu: „Aber es fühlt sich schon jetzt unglaublich gut an.“
Begleitet von „Alisa, Alisa“Sprechchören ließ Buchinger im Finale gegen die Dänin Katrine Pedersen von der ersten Sekunde an keine Zweifel, dass sie den Titel will. „Heute ist dein Tag. Wer weiß, wann wir wieder einmal in einem WM-Finale stehen. Du musst die Dänin zermürben“, das hatte Trainer Manfred Eppenschwandtner seinem Schützling mitgegeben. Alisa brachte schon kurz nach Kampfbeginn ihre gefürchtete Spezialität an: den Ushiro-Geri, einen Fußstoß aus der Drehung. Die zwei Punkte Vorsprung gaben ihr noch mehr Sicherheit und am Ende hieß es unter unbeschreiblichem Jubel 9:1 für Buchinger. Sie sank in die Knie, blickte auf und die Tränen kullerten. Nach diesen Momenten höchster innerer Freude sprintete sie zu ihrem Entdecker Eppenschwandtner und umarmte ihn innig.
„Heute hat sich ein Lebenswerk vollendet“, meinte „Eppi“völlig überwältigt vom Triumph, „ich arbeite ja seit 19 Jahren mit ihr.“Alisas Eltern hatten das quirlige Mädchen zu ihm gebracht, weil sie in einer Zeitungsanzeige von einem Karatekurs gelesen hatten. Eppenschwandtner wollte die Familie nach Hause schicken. Für eine Fünfjährige sei es noch zu früh, mit dem Karate zu beginnen. Alisa ließ nicht locker. Eppenschwandtner drückte ein Auge zu, dann kam er aus dem Staunen nicht heraus: „Sie hatte alle Anlagen für unseren Sport. Ich spürte sofort, dass aus ihr eine ganz Große werden kann.“Der frühere Weltklassekämpfer täuschte sich nicht: Buchinger räumte national und international in den Nachwuchsklassen ab, wurde 2014 in Bremen WM-Dritte und im Jahr darauf in Istanbul Europameisterin.
Am Samstag stand Alisa bei der WM im eigenen Land auf der obersten Treppe und wieder konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Später sagte sie: „Es ist ja auch Zeit geworden, dass unsere Bundeshymne wieder einmal bei einer Karate-WM gespielt.“Genau 22 Jahre liegt ein österreichischer Sieg bei einer Karate-WM zurück. Der Vorarlberger Daniel Devigili hatte 1994 in Kota Kinabalu in Malaysia in der KumiteKlasse bis 75 kg Gold geholt.
Nach der Zeremonie tönte aus der Tribüne mit hohem Anteil an Salzburgerinnen und Salzburgern ein weiterer Sprechchor: „Eppi, wir danken dir.“
„Eppi“ist aber nicht nur Mr. Karate in Salzburg, sondern auch österreichischer Bundestrainer. In dieser Eigenschaft hatte er die aus Vorarlberg stammende und nach Linz übersiedelte Ex-Europameisterin Bettina Plank in der WM-Vorbereitung in seinem Kader. Plank, die in Linz „als Gesicht der WM“vermarktet wurde, hielt der nervlichen Belastung stand. In der Klasse bis 50 kg eroberte sie gegen ShreeSharmini Segaran aus Malaysia Bronze und damit die zweite Medaille für Österreich.
Was Alisa Buchinger als Fünfjährige nicht ahnen konnte: Im Karate geht es 2020 erstmals um olympische Medaillen. Die WM ist nicht mehr der höchste Gipfel. Für die unbändige Kämpferin gibt es ein neues Ziel. Alisa in Linz: „Ja, aber noch denke ich nicht daran. Jetzt wird gefeiert!“