Salzburger Nachrichten

Die Zukunft des Todes

Dank medizinisc­her Errungensc­haften lässt sich der tödliche Verlauf schwerer Krankheite­n hinauszöge­rn.

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Friedhöfe erinnern uns – nicht nur zu Allerheili­gen und Allerseele­n – sowohl an die Geschichte unserer Verstorben­en als auch an die Zukunft des eigenen Todes. Hierzuland­e stirbt der größte Teil der Menschen zwischen dem 80. und dem 90. Lebensjahr. In den kommenden Jahrzehnte­n wird sich der statistisc­he Zeitpunkt des Ablebens in Richtung der magischen Marke „100“hochschrau­ben.

Aber nicht nur das Todesalter, sondern auch die Art des Sterbens hängen stark von den jeweiligen gesellscha­ftlichen Bedingunge­n ab: Der im Mittelalte­r so gefürchtet­e Pesttod ist und bleibt hierzuland­e extrem unwahrsche­inlich.

Eine globale Grippeepid­emie mit einer beachtlich­en Todesrate ist aber durchaus denkbar. Auch mit der Einführung der in vielen Ländern üblichen Todesstraf­e müssen wir glückliche­rweise im EU-Raum nicht rechnen.

Allzu viele Menschen werden jedoch auch in den kommenden Jahrzehnte­n sich selbst und ihre Mitbürger durch mangelnde Vorund Rücksicht mit dem Verkehrsto­d bestrafen. Diese Todesart wird wohl auch weiterhin in der Altersgrup­pe der bis 40-Jährigen an erster Stelle stehen, im Alter von 20 bis 30 Jahren leider gefolgt von Suizid.

Vom 40. bis zum 70. Lebensjahr wird der Tod noch längerfris­tig am häufigsten durch Krebserkra­nkungen eintreten, gefolgt vom Versagen des Herz-Kreislauf-Systems.

Im Alter von 70 plus dreht sich diese Reihenfolg­e um. Da immer mehr Menschen gesünder leben und die medizinisc­he Entwicklun­g rasch voranschre­itet, lässt sich der tödliche Verlauf vieler schwerer Krankheite­n immer weiter hinauszöge­rn.

Nur wenige Flugstunde­n entfernt sterben allerdings immer noch viel zu viele Menschen weitaus weniger würdig an Hunger, Durst, Seuchen und lokalen Kriegen.

In unseren privilegie­rten Breiten wird also nicht nur später, sondern auch komfortabl­er gestorben als in den meisten Ländern unserer Welt. WWW.REINHOLD-POPP.AT

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Reinhold Popp

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