Bedingungen für Ärzte verbessern
Die polarisierenden Einlassungen von Herrn Schliesselberger (SN, 21. 10.) zur sog. Mediziner-Quote an österreichischen Universitäten sollten nicht unkommentiert bleiben. Sebastian Scharrer von der PMU Salzburg hat in seinem 2014 erschienenen Artikel „Physicians’ exodus: why medical graduates leave Austria or do not work in clinical practice“beschrieben, dass sich von den 2011/12 an österreichischen Universitäten promovierten Jungärzten bis 2014 nur 64% in Österreich als Ärzte registriert haben. Die jungen Ärzte gaben drei Gründe an, warum sie in andere Berufe oder lieber ins Ausland gehen: die Dienstbelastungen, das niedrige Grundgehalt und die als unzureichend empfundene Ausbildung zu Allgemein- oder Fachärzten. Anstatt immer noch mehr Mediziner auszubilden (Österreich bildet pro Kopf die meisten Mediziner aus und steht hinsichtlich der Ärztedichte an Platz 2 in der EU) oder in ein Bashing gegen deutsche Medizinstudenten einzustimmen, sollte lieber darüber nachgedacht werden, wie die Bedingungen im österreichischen Gesundheitssystem für Ärzte so attraktiv gemacht werden können, dass die jungen Ärztin- nen und Ärzte gern hierbleiben oder aus dem Ausland wieder zurückkommen.
Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass an Deutschlands Universitäten rund 10.000 Österreicher/ -innen ohne oder mit geringen Studiengebühren ausgebildet werden, was die angedeutete Kostenberechnung („allein ein Medizinstudent kostet rund 35.000 Euro pro Jahr“) bzw. den Hinweis auf einen notwendigen Finanzausgleich zwischen Deutschland und Österreich hinfällig macht. Dass viele ausländische Mediziner und Pflegende, die ihre Ausbildung im nahen und ferneren Ausland erhalten haben, in österreichischen Gesundheitseinrichtungen sehr gute Arbeit leisten, sei nur am Rande erwähnt. Dr. Jochen Schuler, re die ÖVP wirklich die Wirtschaftspartei, dann hätte sie ihr längst zugestimmt. Dkfm. Rainer Rigele