Ärztemangel selbst gemacht?
Die meisten deutschen Absolventen der österreichischen Medizinunis verlassen fluchtartig das Land, sobald sie ihr Studium abgeschlossen haben, und viele Maturanten wollen anscheinend ein solches erst gar nicht beginnen. Kann eine Erhöhung der Quote für österreichische Studierwillige wirklich Abhilfe schaffen? Ich denke: Nein! Ein Blick auf die Situation der Ärzteschaft in den Krankenhäusern unseres Landes, die immer wieder auch von den Medien beleuchtet wird, weist in eine andere Richtung. Offenbar sind es die Rahmenbedingungen, die einen frischgebackenen Arzt beim Einstieg in den Beruf erwarten: lange Arbeitszeiten bei im Vergleich mit anderen europäischen Ländern relativ niedrigen Verdienstaussichten und eine überbordende Bürokratie, die den Arzt teilweise daran hindert, seiner eigentlichen Arbeit, nämlich dem Dienst am Patienten, nachzugehen. Die langen Arbeitszeiten mögen dem Ärztemangel geschuldet sein und die schlechten Verdienstaussichten dem Kostendruck im Gesundheitssystem. Die Bürokratie bzw. der Verwaltungsaufwand könnte und sollte m. E. nicht dem Arzt aufgebürdet werden, sondern einem entsprechenden Verwaltungspersonal, aber wahrscheinlich ist auch für Letzteres zu wenig Geld vorhanden. Kurzum: Die Kosten in unserem Gesundheitssystem sind zu hoch, was ja auch immer wieder Gegenstand der Diskussionen rund um eine dringend erforderliche Gesundheitsreform ist, und gespart wird im Fall des Ärztemangels an der falschen Stelle. Würde man an den Arbeitsbedingungen für Ärzte in diesem Sinne etwas ändern, würden vielleicht auch die deutschen Absolventen an der Aufnahme einer Berufstätigkeit in Österreich Gefallen finden und sich mehr österreichische Maturanten für ein Medizinstudium erwärmen lassen. Dipl.-Ing. (FH) Ernst Engelsberger,