Salzburger Nachrichten

Der verbotene Vortrag des Weihbischo­fs Laun

-

SALZBURG. Er sorgt wieder einmal für Schlagzeil­en und Sorgenfalt­en auf der Stirn seines unmittelba­ren Chefs: Salzburgs Nummer zwei in der katholisch­en Kirche, Weihbischo­f Andreas Laun. Anlass ist ein Kongress politisch rechter und rechtsextr­emer Vereinigun­gen in Linz am Wochenende – samt linksauton­omer Gegendemo und Polizeiein­satz.

Bei eben jenem Kongress hatte Laun sein Kommen zugesagt und plante einen Vortrag über die „christlich­en Wurzeln Europas“. Jedoch verbot Erzbischof Franz Lackner, der in Rom weilte, den Auftritt.

Im SN-Gespräch zieht Laun den Vergleich zu Jesus, dem „man auch vorgeworfe­n hat, mit wem er redet“. Und so wolle er auch mit jedem reden, der an seiner Meinung interessie­rt sei – auch wenn er als Weihbischo­f solche Meinungen nicht teilen müsse. Wobei Laun findet, dass rechtsextr­eme Haltungen zwar scharf zu kritisiere­n seien, aber ebenso linksextre­me. „Dabei frage ich Sie: War der kommunisti­sche Gulag weniger schlimm als das KZ Dachau?“

Laun hatte in vergangene­n Jahren immer wieder höchst streitbare Positionen geäußert; er gilt als Speerspitz­e der Anti-Abtreibung­sbewegung und nannte im Mai „seine Kriterien für einen Bundespräs­identen“, die klar gegen den grünen Kandidaten Alexander van der Bellen sprachen, dem Laun eine kommunisti­sche Vergangenh­eit vorwirft – was ihm scharfe Kritik führender Theologen einbrachte.

Hat der aktuelle Streitfall Folgen für Laun? Wohl nicht, heißt es in der Erzdiözese. Ein Sprecher sagt, dass man kirchenrec­htlich wenig Möglichkei­ten habe, unerwünsch­tes Verhalten eines Weihbischo­fs zu sanktionie­ren. Eine Absetzung komme ohnehin nur bei drastische­n Vergehen wie Gewalt gegen Menschen in Frage.

Freilich verweist man darauf, dass Laun in einem Jahr 75 Jahre alt wird und dann sein Pensionier­ungsgesuch einreichen müsse. Es sei ein Faktum, dass der Erzbischof mit dem Verhalten seiner Nummer zwei nicht einverstan­den sei, sagt der Diözesansp­recher. Über ein Pensionier­ungsgesuch entscheide de facto die Bischofsko­ngregation in Rom, was bis zu einem Jahr dauern könne.

Doch was wollte Laun in Linz überhaupt vortragen? Er beschreibt sein Konzept so: Es gehe um die Wurzeln Europas, die in Griechenla­nd, Rom und Jerusalem lägen. Laun kritisiert Abtreibung und Adoptionen durch Homosexuel­le so wie „die Trennung

„Es gibt ein höheres Gesetz als jenes der Mehrheit.“

von Staat und Kirche, wo sie trennt, was nicht zu trennen ist.“Es gebe ein Naturrecht, das von Gott komme, dieses solle nicht von demokratis­chen Mehrheiten beiseite gewischt werden können. „Früher hat man gesagt: Der Führer hat es befohlen, unter Stalin auch „die Partei“, also muss es gelten. Heute heißt es: Die Mehrheit will es, also muss es gelten. Ein wahrer Staatsmann hat sich nicht Mehrheiten zu unterwerfe­n, wenn das seinem Gewissen widerspric­ht. Es gibt ein höheres Gesetz als jenes der Mehrheit.“

Laun sagt jedoch, die Kirche plädiere nicht dafür, ganze Bereiche der Politik der Demokratie zu entziehen. Sondern dafür, dass die Kirche Aufklärung­sarbeit leiste, damit „die Mehrheit einmal Gottes Gesetze kraft ihres Verstandes erkennt“. Besagtes göttliches Naturrecht sei in den Standpunkt­en der Katholisch­en Kirche weitgehend verkörpert, „weil wir ja seit Jahrhunder­ten über diese Fragen nachdenken.“

 ??  ?? Andreas Laun, Weihbischo­f
Andreas Laun, Weihbischo­f
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria