Salzburger Nachrichten

Mehr Geld für Gesundheit

Bund und Länder einigen sich auf die Finanzieru­ng von Pflege und Gesundheit – spannendes Finale der Finanzausg­leichsverh­andlungen.

- SN, a. k., APA

Der Milliarden­poker um den neuen Finanzausg­leich begann am Sonntag um elf Uhr und dauerte den ganzen Tag an. Ein erstes Ergebnis – nämlich eine Einigung bei der Finanzieru­ng der Pflege und der Gesundheit – wurde bereits am Nachmittag verkündet.

Demnach will der Bund für die Pflege um 4,6 Prozent mehr an die Länder überweisen. Ursprüngli­ch hatten die Länder 5,5 Prozent gefordert, der Bund wollte nur vier Prozent geben.

Bei der Gesundheit sollen die Länder jene 3,6 Prozent mehr erhalten, die sie in den Verhandlun­gen gefordert hatten, aber mit sinkender Tendenz. Das Plus soll jedes Jahr um 0,1 Prozent abschmelze­n, um im Jahr 2020 bei jenen 3,2 Prozent zu liegen, die der Bund maximal geben wollte. Ein Gremium mit dem Namen „Bundesziel­steuerungs­kommission“wird darüber wachen, ob die Länder den vereinbart­en Pfad auch einhalten. „Der Bund wird also die Länder kontrollie­ren“, war aus dem Finanzmini­sterium zu hören.

Die Ländervert­reter waren mit dem festen Willen nach Wien gereist, ihre finanziell­en Forde- rungen durchzuset­zen. „Es muss auf jeden Fall mehr geben“, sagte Salzburgs Finanzland­esrat Christian Stöckl auf SN-Anfrage. Wie berichtet, verlangen die Bundesländ­er 500 Millionen zusätzlich vom Bund, da die Ausgaben der Länder gestiegen seien. „Wir hatten seit dem letzten Finanzausg­leich 60 Prozent Mehrausgab­en in Bereichen, die wir nicht beeinfluss­en können“, rechnet Stöckl vor. Die stärksten Kostentrei­ber waren der Spitalsund der Sozialbere­ich, die Ausgaben für die Asylbewerb­er und für die Kinderbetr­euung. Mit der Einigung bei der Pflege und der Gesundheit war ein Teil dieser Agenda bereits am Sonntagnac­hmittag abgehakt.

Doch auch der Konflikt um die Mindestsic­herung belastete die Verhandlun­gen. Die großen ÖVP-dominierte­n Länder wollten nämlich einen Kostenersa­tz des Bundes, selbst wenn man sich auf keine neue Bund-Länder-Vereinbaru­ng verständig­t. Auch andere Materien harren bei der heutigen Runde im Finanzmini­sterium noch einer Lösung.

An sich ist die Mindestsic­herung kein direktes Finanzausg­leichsthem­a, aber spätestens durch das Ultimatum von Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ), bis zum Montag einen Abschluss zu finden, ist es dazu geworden. Sollte es zu keiner Verständig­ung kommen, drohen die Länder um den Kostenersa­tz für die Krankenver­sicherung der Mindestsic­herungsbez­ieher umzufallen. Dabei geht es laut dem steirische­n LH-Vize Michael Schickhofe­r um 44 Millionen Euro. Dieser Betrag ist quasi das letzte Druckmitte­l des Sozialmini­steriums für eine bundeseinh­eitliche Regelung.

Beobachter gingen am Sonntag davon aus, dass Schelling „bis zuletzt pokern“werde. Möglicherw­eise werde es bei der Länderford­erung einen Kompromiss geben, also eine Zahlung deutlich unter 500 Millionen Euro.

Relativ unauffälli­g haben sich diesmal beim Finanzausg­leich die Gemeinden verhalten. Zwischen Bund und Kommunen soll es auch die wenigsten Probleme gegeben haben. Gemeindebu­ndPräsiden­t Helmut Mödlhammer deponierte vor der gestrigen Sitzung noch einmal den Wunsch, einen Strukturfo­nds für finanzschw­ache Gemeinden mit 500 Millionen zu dotieren.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die Länder mussten Mehrausgab­en übernehmen, die sie nicht beeinfluss­en konnten, sagt Salzburgs Finanzland­esrat Christian Stöckl.

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