Hieronymus Bosch tritt in Salzburg auf
Ein Theaterstück über den genialen niederländischen Maler wird im Schauspielhaus uraufgeführt.
Offenbar ist Hieronymus Bosch selbstbewusst und jähzornig. Denn das Erste, was wir von ihm vernehmen, ist polterndes Zurechtweisen im Bühnenhintergrund. Dabei sind wir schon im dritten Akt des Theaterstücks. Bisher ist nur eine zeitgeistig g’schaftige, ungewollt schwangere junge Kunsthistorikerin erschienen, die mit ihrem Handy fuchtelt und die neueste Monografie über den Maler mit sich schleppt. Eigentlich wollte sie zu einem Kongress über Hieronymus Bosch, doch bleibt sie – im ersten Akt – wegen eines nicht weiter erheblichen Terrorangriffs am Flughafen hängen. So kommt sie mit der Kellnerin der „Juicy Lucy“-Bar ins Reden und ins Saufen. Der beiden Dialog verweist auf Boschs sarkastische Wesen, breitet aber auch allerlei Klischees über die Miesheit der Männer und die sonstige Schlechtigkeit des Lebens aus. Derweil Caroline am Flughafen hängt, spielt sich – im zweiten Akt – der Kongress ab. Auch da erleben wir nur Wissenschafter der bornierten Art.
Während Caroline (gespielt von Claire Thill) an der „Juicy Lucy“-Bar schläft, träumt sie sich – im dritten Akt – ins Haus Hieronymus Boschs. Da wird das Stück erstmals interessant: An Kleidern und Gesprächen wird erahnbar, welche Verständnislücke zwischen heute und damals klafft. Ein Gast fragt Caroline: „Aus welchem Hause ist sie?“– „Ihr Name? Ihr Wappen? Wo ist denn ihr Gefolge?“Dann tritt der Maler auf, lässt sich von der heutigen Frau befragen, ärgert sich über deren seltsamen Wissensdurst und erwidert: „Wenn ich einen Engel male und sie sieht einen Teufel, wer hat recht?“
Der gute Plot wird vom flapsigen Text arg beeinträchtigt, der allein im ersten Akt acht Mal „Scheiße“bemüht. Gelobt sei allerdings der Mut, sich mit dem Théâtre National du Luxembourg an eine Uraufführung zu wagen. Gelobt sei die Bühnentechnik, die dem Beamer hinreißende Blicke in den „Garten der Lüste“entlockt. Gelobt seien Schauspieler wie Ulrike Arp, Harald Fröhlich und Susanne Wende, die in der Regie von Robert Pienz viele vergnügliche Momente gestalten. Theater: