Salzburger Nachrichten

Hieronymus Bosch tritt in Salzburg auf

Ein Theaterstü­ck über den genialen niederländ­ischen Maler wird im Schauspiel­haus uraufgefüh­rt.

- „Hieronymus Bosch“von Jérôme Junod, Schauspiel­haus Salzburg, bis 20. November.

Offenbar ist Hieronymus Bosch selbstbewu­sst und jähzornig. Denn das Erste, was wir von ihm vernehmen, ist polterndes Zurechtwei­sen im Bühnenhint­ergrund. Dabei sind wir schon im dritten Akt des Theaterstü­cks. Bisher ist nur eine zeitgeisti­g g’schaftige, ungewollt schwangere junge Kunsthisto­rikerin erschienen, die mit ihrem Handy fuchtelt und die neueste Monografie über den Maler mit sich schleppt. Eigentlich wollte sie zu einem Kongress über Hieronymus Bosch, doch bleibt sie – im ersten Akt – wegen eines nicht weiter erhebliche­n Terrorangr­iffs am Flughafen hängen. So kommt sie mit der Kellnerin der „Juicy Lucy“-Bar ins Reden und ins Saufen. Der beiden Dialog verweist auf Boschs sarkastisc­he Wesen, breitet aber auch allerlei Klischees über die Miesheit der Männer und die sonstige Schlechtig­keit des Lebens aus. Derweil Caroline am Flughafen hängt, spielt sich – im zweiten Akt – der Kongress ab. Auch da erleben wir nur Wissenscha­fter der bornierten Art.

Während Caroline (gespielt von Claire Thill) an der „Juicy Lucy“-Bar schläft, träumt sie sich – im dritten Akt – ins Haus Hieronymus Boschs. Da wird das Stück erstmals interessan­t: An Kleidern und Gesprächen wird erahnbar, welche Verständni­slücke zwischen heute und damals klafft. Ein Gast fragt Caroline: „Aus welchem Hause ist sie?“– „Ihr Name? Ihr Wappen? Wo ist denn ihr Gefolge?“Dann tritt der Maler auf, lässt sich von der heutigen Frau befragen, ärgert sich über deren seltsamen Wissensdur­st und erwidert: „Wenn ich einen Engel male und sie sieht einen Teufel, wer hat recht?“

Der gute Plot wird vom flapsigen Text arg beeinträch­tigt, der allein im ersten Akt acht Mal „Scheiße“bemüht. Gelobt sei allerdings der Mut, sich mit dem Théâtre National du Luxembourg an eine Uraufführu­ng zu wagen. Gelobt sei die Bühnentech­nik, die dem Beamer hinreißend­e Blicke in den „Garten der Lüste“entlockt. Gelobt seien Schauspiel­er wie Ulrike Arp, Harald Fröhlich und Susanne Wende, die in der Regie von Robert Pienz viele vergnüglic­he Momente gestalten. Theater:

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Harald Fröhlich als der Maler im Theaterstü­ck „Hieronymus Bosch“.

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