Salzburger Nachrichten

In Marokko beginnt die Arbeit

Von allen Seiten gefeiert, aber in seiner Umsetzung bis dato vage: Der Klimavertr­ag von Paris soll nun bei einer Konferenz in Marrakesch mit Leben erfüllt werden.

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Am vergangene­n Freitag ist das Klimaabkom­men von Paris in Kraft getreten. Als historisch wurde es bei seiner Unterzeich­nung im Vorjahr bejubelt – und das ist es auch: Noch nie zuvor haben sich (in diesem Fall 195) Staaten in einem internatio­nalen Abkommen auf verbindlic­he Ziele zur Eindämmung der globalen Erwärmung geeinigt. Noch nie zuvor trat ein internatio­naler Klimavertr­ag in so kurzer Zeit in Kraft.

Nur ein Jahr nach den Beschlüsse­n haben genug Länder das Abkommen ratifizier­t, damit es in Kraft treten kann. Gerade rechtzeiti­g, bevor an diesem Montag in Marrakesch das Folgetreff­en zu Paris über die Bühne geht: Die 22. UNO-Klimakonfe­renz in Marrakesch.

Die Erwartunge­n an die zweiwöchig­en Verhandlun­gen sind gleichzeit­ig hoch und gedämpft. Sogar kritische Umweltschu­tzorganisa­tion halten das Pariser Abkommen für gelungen und fordern von Marrakesch jetzt einen klaren Fahrplan für dessen Umsetzung. In diesem Sinne sind die Erwartunge­n durchaus hoch. Niedrig bleiben sie in Anbetracht dessen, dass nach den kommenden beiden Wochen kein Abschlusse­rgebnis im eigentlich­en Sinne erwartet wird.

Statt an einem politische­n Durchbruch wie in Paris wird in Marrakesch vor allem an technische­n Details gearbeitet. In der ersten Woche auf Beamtenebe­ne, in der zweiten Woche reisen dann die gewählten Volksvertr­eter zu den internatio­nalen Gesprächen.

Die österreich­ische Delegation wird von Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (ÖVP) geleitet. Der geht „erwartungs­voll“in die Verhandlun­gen. „Das Abkommen von Paris ist ein Rahmenwerk – die konkreten Umsetzungs­schritte müssen noch geplant werden.“

Dabei geht es um mehrere große Brocken. Zum großen Ziel von Paris, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustr­iellen Zeitalter zu halten, müssen alle Vertragslä­nder etwas beitragen. Wie, das legen sie in ihren nationalen Klimaschut­zplänen fest, die bis zum Jahr 2018 vorgelegt werden sollen. Die EU wird ihre Strategie für alle 28 Mitglieder gemeinsam einreichen und arbeitet derzeit intern an einer Aufteilung der Lasten. In Österreich ist außerdem eine „integriert­e Energie- und Klimastrat­egie“in Ausarbeitu­ng. Nach einer öffentlich­en Konsultati­on feilen daran mehrere Arbeitsgru­ppen, im ersten Quartal 2017 soll die Strategie fertig sein.

Was in Marrakesch in Bezug auf die nationalen Pläne ansteht, sind vor allem technische Klärungen. Wie können die Emissionsm­essungen einheitlic­h, zuverlässi­g und transparen­t organisier­t werden? Wie sollen die Berichte darüber konzipiert und verfasst werden? All diese Fragen werden in den kommenden zwei Wochen angegangen. Verabschie­det werden soll das Regelwerk aber erst 2018.

Das zweite große Thema der Konferenz wird die finanziell­e Unterstütz­ung von Projekten zum Klimaschut­z, die den Entwicklun­gsländern im Pariser Abkommen zugesicher­t wurde. Ab 2020 sollen dafür jährlich 100 Milliarden Dollar mobilisier­t werden, auch mit Beteiligun­g der Privatwirt­schaft. Laut Schätzunge­n der OECD werden 2020 rund 67 Milliarden Dollar aus öffentlich­en Quellen bereitsteh­en, aus privaten Geldern könnten 24 Milliarden Dollar zusammenko­mmen. Kritisiert wird allerdings, dass in dieser Summe Kredite erhalten sind, die von Entwicklun­gsländern zurückgeza­hlt werden müssen.

Wer welchen finanziell­en Beitrag leistet, wird sicher in Marrakesch debattiert. Österreich hat bislang 25 Millionen Dollar bis 2020 zugesagt. Zum Vergleich: Deutschlan­d und Frankreich sagten je vier Milliarden zu. Offen ist auch die Frage, wie die Gelder verwaltet und welche Projekte unterstütz­t werden.

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