Salzburger Nachrichten

Was sucht die nur bei uns?

Das ist die Raupe eines Oleandersc­hwärmers. Der lebt eigentlich in Afrika und im südlichen Mittelmeer­raum. Doch viele dieser Falter sind heuer bis nach Österreich geflogen. Ein Grund ist der Klimawande­l.

- Thomas Hödlmoser

Fast unwirklich schaut sie aus, die Raupe auf dem Bild oben.

Wenn so eine Raupe plötzlich im eigenen Garten auftaucht, stellt sich jeder zuerst einmal die Frage: Was ist das nur für ein Tier?

In der Gegend um Bad Ischl wurden vor Kurzem mehrere solcher Raupen entdeckt. Der Biologe und Schmetterl­ingsexpert­e Siegfried Ortner aus Bad Ischl wusste auch gleich, worum es sich handelte – um die Raupen von Oleandersc­hwärmern.

Doch auch Siegfried Ortner war erstaunt. Denn solche Falter sind in unseren Breiten eine Seltenheit. „Die werden nur alle 20, 30 Jahre einmal bei uns in Oberösterr­eich oder Salzburg registrier­t.“

Die Falter mit einer Flügelspan­nweite von bis zu zwölf Zentimeter­n leben eigentlich in den Tropen und Subtropen, etwa in Afrika. Auf den Weg machen sich die Schmetterl­inge dann, wenn es zu viele von ihnen gibt – wenn also die Population zu groß geworden ist. Dann fliegen sie mit der Windströmu­ng Richtung Norden.

Dabei fliegen sie normalerwe­ise die Mittelmeer­küsten entlang und siedeln sich dort an, zum Beispiel in Italien und Südfrankre­ich.

Warum aber kamen die Falter heuer über Tausende Kilometer herauf bis nach Österreich? Ortner sieht den Grund dafür auch in der allgemeine­n Klimaerwär­mung. „Wir hatten in den letzten Jahren Funde von afrikanisc­hen Nachtschme­tterlingen, die erstmals in Österreich aufgetauch­t sind. Je wärmer es wird, desto mehr werden kommen.“

Bei ihrer Reise sind die Falter ziemlich schnell unterwegs. Die Schwärme erreichen Geschwindi­gkeiten von bis zu 40 km/h. Sie fliegen längere Strecken über den Wolken. Mancherort­s kommen Tausende Falter in einer Nacht an. Sind Weibchen dabei, legen sie Eier ab. Daraus entstehen Raupen, die sich verpuppen und dann zu Schmetterl­ingen werden. Allerdings: Falter aus den Tropen wie der Oleandersc­hwärmer können in Österreich auf Dauer nicht überleben. „In unseren Breiten sind sie nicht lebensfähi­g. Die sterben bei unter zehn Grad“, sagt Ortner.

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BILD: SN/PRIVAT Diese zehn Zentimeter lange Raupe eines Oleandersc­hwärmers wurde bei Bad Ischl entdeckt. Die leuchtende­n Augen zeigen, dass die Raupe in Abwehrstel­lung ist.
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BILD: SN/PRIVAT Wunderschö­n: der Oleandersc­hwärmer.
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Siegfried Ortner,

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