RB Leipzig mischt die Bundesliga auf
3:1 gegen Mainz: Nach zehn Runden liegt der deutsche Red-Bull-Club gleichauf mit dem FC Bayern an der Spitze.
Bislang war bescheidene Zurückhaltung oberstes Gebot bei RB Leipzig. Obwohl sich der Aufsteiger in der Bundesliga ungeschlagen auf Platz zwei setzte, wies der österreichische Trainer Ralph Hasenhüttl das Etikett „Bayern-Jäger“von sich. Und Sportchef Ralf Rangnick betonte, dass eine Tabelle vor dem zehnten Spieltag keine Aussagekraft habe.
Seit Sonntag sind zehn Runden gespielt, und den Chefs des deutschen Red-Bull-Clubs gehen nun langsam die Argumente dafür aus, warum man weiter leise Töne anschlagen sollte. Denn an der Tabellenspitze steht Bayern München, 24 Punkte, vor RB Leipzig, 24 Punkte. Beim 3:1-(3:0-)Sieg gegen Mainz präsentierte sich der Aufsteiger wie ein Europacup-Kandidat und demonstrierte Zauberfußball der höchsten Qualität. 42.500 Zuschauer in der ausverkauften Red Bull Arena feierten ein Fußballfest.
„Um den Tabellenplatz können wir uns nichts kaufen“, sagte Ralph Hasenhüttl. „Aber wir sind stolz auf die Punkte, die wir gemacht haben. Denn die sind hart erarbeitet.“
Zehn Runden lang ungeschlagen geblieben war bisher nur ein Aufsteiger, Duisburg vor 23 Jahren. Was es noch nie gegeben hat: insgesamt neun Spieler und Trainer mit Salzburger Vergangenheit bei einem Match der deutschen Bundesliga. Auf Mainzer Seite konnten der ExAustrianer Karim Onisiwo sowie Debütant André Ramalho wenig entgegensetzen. Nach dem Spiel gab es viel zu plaudern, Onisiwo tauschte sein Trikot mit Stefan Ilsanker, Ramalho mit Péter Gulácsi.
In tragenden Rollen bei dem Spektakel glänzten die ÖFB-Team- Gerhard Öhlinger berichtet für die SN aus Leipzig spieler: Marcel Sabitzer als Einfädler und Ilsanker („Die Tabelle ist nur eine Momentaufnahme“), der auch auf der ungewohnten Rechtsverteidiger-Position souverän agierte. Vor dem anstehenden WM-Qualifikationsspiel gegen Irland empfahlen sich die beiden nachdrücklich bei Teamchef Marcel Koller.
Wenige Minuten vor dem Anpfiff hatte es noch Aufregung gegeben: Per Lautsprecherdurchsagen wurden die Zuschauer aufgefordert, das Stadion zu verlassen. Die Massen marschierten bereits durch die Ausgänge, als sich das Ganze als Feuerfehlalarm herausstellte.
Gerade rechtzeitig saßen alle wieder auf ihren Plätzen, da nahm das Leipziger Angriffsfurioso mit der 1:0-Führung durch Timo Werner nach zweieinhalb Minuten schon seinen Lauf. Emil Forsberg (21.) und erneut Werner (44.) legten nach. Angesichts der drückenden Überlegenheit schien selbst das Unmögliche plötzlich möglich. „8:0 wäre schön“, wurde auf der Tribüne gescherzt. Mit einem Kantersieg in dieser Höhe hätte Leipzig die Bayern überholt. Mainz hatte erst am Donnerstag in der Europa League bei RSC Anderlecht ein 1:6-Debakel erlitten.
Eine derartige Abfuhr gab es dann am Sonntag doch nicht, weil Leipzig allzu leichtfertig seine Chancen vergab und Stefan Bell noch der Ehrentreffer (74.) gelang. Dass aber der Newcomer auch weiterhin eine führende Rolle spielen wird, darauf muss sich die Bundesliga einstellen. Geahnt hat das Bayern-Macher Uli Hoeneß schon vor diesem Wochenende. „Wie ich Herrn Mateschitz kenne, wird er zu Weihnachten ein paar Milliönchen drauflegen“, hatte Hoeneß gesagt. „Mittelfristig ist Leipzig ein gefährlicher Gegner.“