KTM packt es an
Mit Mika Kallio im Sattel steigt das Rennteam aus Österreich am Sonntag in die MotoGP ein.
SALZBURG. Es ist keine gewagte Prognose: Der Finne Mika Kallio wird am kommenden Sonntag auf der KTM RC 16 den MotoGP-Lauf in Valencia nicht gewinnen. Sollte er es dennoch tun, wird beim österreichischen Rennteam keine Euphorie ausbrechen. Es könnten höchstens unerwartete äußere Einflüsse für einen Erfolg gegen Márquez, Rossi und Co. verantwortlich sein.
Rund zwei Jahre nach dem Durchsickern der Idee, zwölf Monate nach dem ersten Roll-out und nach 13 Testserien auf Rennstrecken steigt Red Bull KTM Factory Racing in Valencia in die MotoGP ein. Testfahrer Mika Kallio geht mittels Wildcard an den Start. Für KTM beginnt kein von Hurraoptimismus begleitetes Abenteuer. Valencia ist der nächste Schritt eines strategisch erarbeiteten Plans, um eine Größe in der Königsklasse des Motorradsports zu werden.
„Den Wildcard-Start beim letzten Rennen der Saison sehen wir als einen weiteren Test. Für die Mannschaft ist es wieder eine neue Situation, in der wir uns unter den geänderten Rahmenbedingungen und mit Zeitlimits weiter verbessern können. Ideal wäre es, wenn wir das Rennen problemlos zu Ende fahren“, sagt Mike Leitner, der als Schaltstelle vor Ort (offizielle Bezeichnung Vizepräsident Onroad KTM Motorsport) tätig sein wird. Der 54-jährige Mike Leitner stammt aus Bad Ischl, fuhr von 1985 bis 1989 WM-Läufe in der damaligen Klasse bis 125 ccm und spezialisierte sich später auf Managementaufgaben. Bis Ende 2014 war er Crewchef des Spaniers Dani Pedrosa im Werkteam von Honda. Klassenübergreifend gab es für das Duo in zehn Jahren 41 Grand-Prix-Siege und zwei WM-Titel. Für KTM-Motorsportchef Pit Beirer ist Leitner „ein Mann, der größte Erfahrung hat, was auf der Strecke passiert“. Technikchef des Projekts ist Sebastian Risse. Der gebürtige Deutsche arbeitet seit vielen Jahren bei KTM in führenden Positionen.
Mit Mika Kallios Auftritt am Sonntag beginnt die heiße Phase des Engagements von KTM in der MotoGP und schon nach dem Rennwochenende geht es mit Volldampf weiter. In Valencia sind weitere Tests angesetzt und es ist geplant, dass sich Bradley Smith und Pol Espargaró, die beiden Werksfahrer für die WM-Saison 2017, mit der RC 16 vertraut machen. Der 25-jährige Engländer Smith und Pol, der gleichaltrige Spanier und jüngere Bruder von Aleix Espargaró, fahren bis Saisonende auf Yamaha-Maschinen. Eine Woche darauf sind Tests in Jerez angesetzt. Mika Kallio bleibt als Testpilot im Team und ist für 2017 erster Ersatzfahrer.
Rennfertig gemacht werden die Maschinen im neuen 18.000 Quadratmeter großen Motorsportgebäude in Munderfing. Stefan Pierer, Chef der KTM Group, hatte bei der Eröffnung vor einem Monat erklärt: „Fünf Prozent des jährlichen Umsatzes fließen bei uns in den Motorsport und machen KTM zum größten Sportmotorrad-Hersteller in Europa mit dem ambitionierten Ziel, in den nächsten Jahren weltweit das Podium zu erklimmen.“Das Podium soll auch in der MotoGP eines Tages erreicht werden. „Wer sich hier engagiert, will gewinnen und wer gewinnt, setzt sich den WM-Titel als Ziel. Aber das geht nicht von heute auf morgen“, meint KTM-Sprecher Philipp Grünberger, „wichtig ist, dass wir in jedem Rennen dazulernen. Wenn wir technisch so weit sind, können wir uns weiter nach oben orientieren. Für einen WM-Titel kommen nur wenige Fahrer infrage. Es ist gut möglich, dass einer unserer Fahrer sich in diese Richtung entwickelt. Und von den Großen hat Marc Márquez seine Karriere bei KTM begonnen.“