Salzburger Nachrichten

Der Markt frisst seine Köche

Auf der Fachmesse „Alles für den Gast“wird über einen Mangel an Köchen geklagt. Gründe dafür gibt es viele. Einer könnte die Messe selbst sein.

- 730 Aussteller Als diesjährig­e Höhepunkte Die Fachmesse Reisen Sie nach Möglichkei­t

SALZBURG. So frei von der Leber weg hält Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer selten eine Rede. Anlässlich der Eröffnung der Internatio­nalen Fachmesse „Alles für den Gast“meinte er kurz und bündig: „Diese Veranstalt­ung ist der totale Wahnsinn.“Das Publikum nickte anerkennen­d. Und auch Markus Liebl, der Generaldir­ektor der Brau Union Österreich, pflichtete ihm gern bei, indem er verriet: „Wir Aussteller warten das ganze Jahr darauf, dass diese Veranstalt­ung losgeht.“So wie ihm dürfte es auch den 46.000 Besucher ergehen, die nun bis Mittwoch erwartet werden. Im Optimalfal­l teilen sich die Besucher täglich auf die 730 Aussteller auf, die ihrerseits wieder etwa 4000 Mitarbeite­r für die Besucher bereitstel­len. In der Praxis halten sich die meisten Besucher bei jenen Aussteller­n auf, aus zehn Nationen (davon etwa 500 aus Österreich) zeigen ihre Produkte und Angebote auf einer „belegten Fläche“von 43.500 Quadratmet­ern. Im Vorjahr wurde die Fachmesse von 45.882 Gästen besucht. werden angeführt: Die Karrierelo­unge Rolling Pin im ersten Obergescho­ß der Salzburgar­ena (Dienstag). Der „Wut-Wirt“Günther W. Hager liest aus seinem Buch „Fucking Gastro“(am Stand von Transgourm­et, Halle 10, die alkoholisc­he

Das ist eine Tatsache, die auch von Markus Liebl gern bestätigt wird. Er betonte in seiner Eröffnungs­rede mit einem Augenzwink­ern, dass die Brau Union gewiss kein Aussteller sei. „Wir sind ein Versorger“, meinte er.

Heute, Montag, dürfte der stärkste Andrang während der gesamten Messe herrschen. Denn heute ist der „Wirte-Tag“. Dieser heißt so, weil viele Wirte am Montag Ruhetag haben – und dementspre­chend genügend Zeit, sich im neuen Angebot der Aussteller umzusehen.

Das heißeste Thema in der Gastronomi­e ist derzeit zweifellos der eklatante Mangel an ausgebilde­ten Köchen. „Allein im Pongau und Pinzgau fehlen derzeit 600 Köche“, sagt der Pressespre­cher der Reed Messe, Paul Hammerl. Vom Bundesmini­sterium für Arbeit und dem Bundesmini­ster Getränke ausschenke­n. Dienstag von 13 bis 16 Uhr). Auftritte bekannter Köche wie Alfons Schuhbeck, Stefan Marquardt und Mike Süsser. Dieses Jahr ist erstmals mit einem Stand im Foyer 10 der Verband der Österreich­ischen Tafeln vertreten. Hier können Aussteller täglich nicht verwertete Lebensmitt­el abgeben. ist täglich bis Dienstag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch ist die Messe von 9 bis 17 Uhr geöffnet. mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln an. für Wissenscha­ft ist der Kochberuf kürzlich sogar als Mangelberu­f eingestuft worden. Das kommt einer Art Liste für bedrohte Berufsarte­n gleich. Auf diese Liste haben es österreich­weit bislang erst sieben Berufe – darunter etwa Dachdecker und Dreher – geschafft. Vielleicht sieht man deshalb auch so wenige „echte“Köche auf dieser Fachmesse: Denn hier gibt es alles zu bestaunen, was das Kochen erleichter­t oder sogar gänzlich ersetzen kann. Ein echter Koch auf der „Alles für den Gast“sieht immer irgendwie aus wie ein Panda, der sich ins Rapsfeld verirrt hat.

Der Trend in der Gastronomi­e ist eindeutig: Es wird immer mehr auf Knopfdruck mit Maschinen wie Thermomix oder Pacojet gearbeitet. Auch die ersten 3D-Drucker, die bereits Speisen „ausdrucken“können, sind serienreif. Auf der „Alles für den Gast“findet sich da für alle etwas, die sich Handarbeit ersparen wollen. Vor allem Hoteliers mögen es heute in der Küche unkomplizi­ert, verrät ein Schweizer Küchendesi­gner. Dass Kochen keine Arbeit mehr sein soll, das offenbaren auch Namen von Küchenfirm­en wie smart cooking. Diese schlägt etwa ihren CombiSteam­er mit folgender Begründung vor: „Unsere kompakten und per Touchbilds­chirm einfach zu bedienende­n CombiSteam­er sind in den Varianten Easy und Pro erhältlich.“Man hätte es längst wissen müssen: Seit die französisc­he Küchenspra­che von Anglizisme­n ersetzt wird, geht es bergab mit dem Kochen. Nur ein oberösterr­eichischer Wirt schlägt auf der „Gast“noch einmal kräftig zurück – um richtig verstanden zu werden, tut er das auch unter einem englischen Titel. Günter W. Hager liest am Dienstag drei Stunden lang aus seinem Buch „Fucking Gastro“, wofür ihm von der Presse bereits der Titel „Wut-Wirt“verliehen wurde. Auch beim Trinken gibt es kein Entrinnen mehr vor Anglizisme­n. Es gibt kaum eine Brauerei, die kein Craft Beer bewirbt. Frü-

 ??  ?? So sieht das sensorisch perfekte
So sieht das sensorisch perfekte
 ??  ?? 46.000 Gäste werden erwartet.
46.000 Gäste werden erwartet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria