15 Medaillen nach eisigem Gletschertraining
Fred Rössner, dem Tausendsassa unter Österreichs Skifunktionären (in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ÖSVSportwart alpin und nordisch, Pionier der Konditionslehre, Trainer usw.) war es zu verdanken, dass es zu spätherbstlichem Skitraining in der Gletscherwelt kam. Der „Professor“war Ende der 50er-Jahre Präsident des Salzburger Landes-Skiverbands und entdeckte die Umgebung der Rudolfshütte – hier setzten die Kaderläufer die ersten Schwünge in den Schnee. Bald folgte man in Innsbruck den Empfehlungen Rössners und ÖSV-Sportwart Rupert Zimmerebner aus Bad Hofgastein berief fortan auch die Nationalmannschaft ein. So auch im Oktober, November 1961 als Vorbereitung auf die WM im Februar 1962 in Chamonix.
Trainiert wurde unter Bedingungen, die heute kaum vorstellbar sind. Von der Rudolfshütte in gut 2300 Meter Höhe mussten Heini Messner, Pepi Stiegler, Hias Leitner und Co. zunächst Richtung Stubacher Sonnblick eine Dreiviertelstunde zum „Olympiahang“marschieren – mit den Ski und den Holzstangen sowie weiterem Zubehör auf der Schulter. Danach wurde der Hang getreten, wurden die Stangen mithilfe eines speziellen Bohrers in das Gletschereis getrieben, erst dann wurde der Kurs gesetzt, fuhren ihn die Athleten zigmal durch – jedes Mal musste dann wieder nach oben gestapft und getreten werden, manchmal bei minus 25 Grad. Um 14 Uhr ging es zurück in die Rudolfshütte.
Dort wartete das Essen, „sehr kärglich“, wie sich Rupert Zimmerebner erinnert. Er musste nicht selten Wurst und Brot rucksackweise anliefern, stets mit der kleinen Seilbahn der ÖBB von Uttendorf nach oben. Zimmerebner: „Die Auffahrt mit der Seilbahn war immer das Gefährlichste.“Kein Wunder, wenn der Wind blies und die Minigondel, die eigentlich nicht für den Personenverkehr zugelassen war, wilde „Tänze“aufführte. Konditionstraining wurde im Eck des Speisesaals gemacht, die Freizeitbeschäftigung Nummer eins waren Kartenspiele. Und man musste den Hausherrn auffordern, die Zimmer ordentlich zu heizen. Das erlebten nicht nur die österreichischen Teams unter den Trainern Josl Rieder und Hermann Gamon, sondern auch Trainingsgast Karim Aga Khan mit seinem Gasteiner Coach Hans Senger.
Die harte Arbeit in der Gletscherwelt vor 55 Jahren wurde drei Monate später in Chamonix belohnt: Sportwart Zimmerebner bilanzierte mit 15 von 24 Medaillen – bis heute die erfolgreichste WM des ÖSV.