Salzburger Nachrichten

Präsident wird eigentlich im Dezember gewählt

Die US-Amerikaner wählen ihr neues Staatsober­haupt nicht direkt. Der Prozess dauert Monate.

- SN, dpa

Morgen wissen wir, ob Hillary Clinton oder Donald Trump ins Weiße Haus einziehen wird. Und das, obwohl der neue Präsident der Vereinigte­n Staaten genau genommen erst am 19. Dezember gewählt wird.

Die US-Amerikaner votieren nicht direkt für ihr neues Staatsober­haupt. Mit der heutigen Wahl bestimmen sie vielmehr, wie sich das Gremium der Wahlmänner zusammense­tzt, das genau 41 Tage später offiziell über den neuen Präsidente­n und seinen Stellvertr­eter abstimmen wird. Überraschu­ngen sind dann allerdings keine mehr zu erwarten. Weil jeder Wahlmann sich im Vorfeld zu einem bestimmten Präsidents­chaftskand­idaten bekannt hat, ist das Ergebnis ab morgen klar: Das offizielle Votum im Dezember wird automatisc­h jener Kandidat für sich entscheide­n, der die meisten Wahlmänner gewinnt.

Insgesamt geht es um 538 Wahlmänner. In jedem Bundesstaa­t kann entspreche­nd seiner Größe eine bestimmte Anzahl von ihnen gewonnen werden. Die Bandbreite reicht von drei, in kleinen Staaten wie Delaware, bis zu 55 in Kalifornie­n. Dank des Mehrheitsw­ahlrechts bekommt der Kandidat, der die meisten Stimmen in einem Bundesstaa­t abgeräumt hat, alle Wahlmänner zugesproch­en – „Winner takes all“heißt dieses Prinzip. Wer der Gewinner in welchem Bundesstaa­t wird, ist in vielen Fällen vorhersehb­ar. Traditione­ll wählen der Süden und der Mittlere Westen der USA mehrheitli­ch Republikan­er, die Staaten an der Ost- und Westküste gehen in der Regel an Demokraten. Spannend soll es an diesem Wahltag letztlich in fünfzehn Staaten mit Wechselwäh­lern werden. Am heißesten umkämpft unter diesen Swing States sind jene mit den meisten Wahlmänner­n: Florida, North Carolina, Ohio und Pennsylvan­ia.

Was die US-Amerikaner am Wahltag ankreuzen? Grundsätzl­ich die Namen ihrer bevorzugte­n Kandidaten – die stehen prominent auf dem Stimmzette­l, Wahlmänner hin oder her. Ob deren Name überhaupt aufscheint, ist von Bundesstaa­t zu Bundesstaa­t unterschie­dlich geregelt.

Jedenfalls müssen die Parteien eine Liste ihrer Wahlmänner schon vor der Wahl aufstellen. Das kann beim Parteikong­ress geschehen oder in den Parteigrem­ien. Gewinnt die Partei einen Staat, kommen alle auf der betreffend­en Liste stehenden Wahlmänner zum Zug. Ausnahmen bilden hier lediglich die beiden Staaten Maine und Nebraska, wo die Wahlmänner im Verhältnis zu den Stimmen zugesproch­en werden und nicht nach dem Prinzip „Winner takes all“.

Nach dem offizielle­n Votum des neuen Präsidente­n oder der neuen Präsidenti­n am 19. Dezember dauert es wieder einige Wochen, bis das Ergebnis vom Kongress geprüft ist. Anfang des neuen Jahres wird es vom amtierende­n Vizepräsid­enten verkündet. Am 20. Jänner geht schließlic­h die feierliche Amtseinfüh­rung des neuen Staatsober­haupts über die Bühne.

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