Von Hufschmieden, Ministern und Friseuren
Die Gewerbeordnung hat auf einen wesentlichen Beruf vergessen: den des Regierungspolitikers.
Einiges an Häme erntet Österreich gerade für seine Reform der Gewerbeordnung. Dass die Liberalisierung des Gewerberechts bei uns darin besteht, dass die Zahl der reglementierten Gewerbe nicht gesenkt, sondern sogar noch um ein Gewerbe erweitert wird, nämlich um jenes des Hufschmieds, findet das Ausland ausgesprochen lustig.
Wobei man nicht weiß, was es da zu lachen gäbe. Gewerbe müssen streng reglementiert sein, sonst bricht doch alles zusammen. Wie ein Gewerkschafter unlängst zu Recht betonte, hätte zum Beispiel die Freigabe des Friseurgewerbes die völlige Devastierung der heimischen Haupthaarkultur zur Folge. Und das wollen wir doch nicht.
Nur der unter wohlwollender Aufsicht von Wirtschaftskammer und Gewerkschaft stehende Meisterbetrieb garantiert, dass jeder Österreicher haupthaarmäßig so aussieht wie der französische Präsident François Hollande mit seinem 10.000-Euro-Haus-, Hof- und Staatsfriseur, nämlich schön.
Und überhaupt: Wohin die völlige Freigabe von Gewerben führt, sieht man ja an der Politik. Denn zu den ganz wenigen Berufen, die bei uns jeder Dahergelaufene ohne Befähigungsnachweis, ohne Ausbildung und ohne Prüfung ausüben kann, zählen das Amt des Ministers und dasjenige des Bundeskanzlers. Und wohin das führt, sieht man ja.
Bei der nächsten Liberalisierung der Gewerbeordnung sollten Regierungspolitiker daher unbedingt den Hufschmieden gleichgestellt und zu einem reglementierten Gewerbe erklärt werden. Eine Kommission muss damit beauftragt werden, einen Ausbildungsgang für Regierungslehrlinge zu entwerfen.
Man könnte sich das so vorstellen: Im ersten Lehrjahr wird der Lehrling – Lehrjahre sind keine Herrenjahre! – für Reinigungsdienste herangezogen. Er lernt dabei, Dinge unter den Teppich zu kehren. Das zweite Lehrjahr ist körperlich herausfordernd. Hier wird dem Lehrling beigebracht, Dinge auf die lange Bank zu schieben oder an Sesseln zu sägen. Im dritten Lehrjahr schließlich geht es in medias res. Hier lernt der angehende Regierungspolitiker so richtig das Handwerk. Etwa wie man Interviews gibt, ohne etwas zu sagen.
An die Lehrzeit schließt sich die Gesellenprüfung an. Sie ist als echte Herausforderung zu gestalten, als Klippe, an der sich die Spreu vom Weizen trennt. Ein würdiges Gesellenstück für angehende Minister wäre das Einsetzen einer Arbeitsgruppe.
Den Höhepunkt und Schlussstein der Ausbildung zum Minister und Bundeskanzler bildet die Meisterprüfung. Sie ist so schwer, dass sie kaum zu schaffen ist. Derzeit besteht sie in der Herstellung eines Briefwahlkuverts.