Digitalisierung: Evolution statt Revolution
Es spricht nichts für eine bevorstehende digitale Revolution. Doch die Entwicklung zeigt: Offline zu leben wird schwerer.
Der wahrscheinlich wichtigste Einfluss auf die zukünftige Arbeits-, Wohn- und Freizeitwelt geht von der kontinuierlichen digitalen Durchdringung aller Lebensbereiche aus. Unsere digitalen Lebensbegleiter werden immer leistungsfähiger, immer kleiner, immer vernetzter und sind immer und überall verfügbar.
Die Verbesserung der Interaktion zwischen Mensch und Computer durch Spracherkennung und Registrierung der Blickbewegungen schreitet rasant voran.
Die Planer in den Entwicklungsabteilungen der Technikkonzerne versuchen den Takt vorzugeben und träumen von der digitalen Revolution. Aber der Durchschnittsmensch in der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik tickt deutlich langsamer.
Die im Bereich der Technikvorausschau tätigen Zukunftsforscher berücksichtigen aber meist nur die Prognosen der Technikexperten. Deshalb irren sie sich fast immer beim prognostizierten Zeitpunkt der Markteinführung neuer Technologien. Dies gilt nicht nur für die Google-Datenbrille oder für selbstfahrende Autos, sondern auch für das papierlose Büro, das bereits seit den 1960er-Jahren prognostiziert wird, jedoch bis heute nicht realisiert ist. Angesagte Revolutionen finden bekanntlich selten statt. Auch im Bereich der Technisierung unserer Arbeits- und Lebenswelten spricht nichts für eine kurz bevorstehende digitale Revolution, jedoch vieles für eine sehr dynamische Fortsetzung der seit einigen Jahren laufenden Entwicklungen, also für die digitale Evolution.
In diesem Sinne wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, offline zu leben. E-Banking, E-Commerce und E-Government – also Geldgeschäfte, Einkaufen und Behördenkontakte über das Internet – werden Schritt für Schritt zu selbstverständlichen Bestandteilen des Alltagslebens. Aber wir haben noch genügend Zeit, uns an diese Evolution zu gewöhnen.