Salzburger Nachrichten

OECD liest Österreich die Leviten

Kritisiert werden mangelnde öffentlich­e Investitio­nen und Reformen.

- SN, APA

OECD-Chef Ángel Gurria forderte am Montag bei einem Arbeitsbes­uch in Wien mehr öffentlich­e Investitio­nen und Reformen von der Bildungspo­litik bis zur steuerlich­en Entlastung des Faktors Arbeit. Die Quote der öffentlich­en Investitio­nen solle von derzeit drei auf 4,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) erhöht werden. So könnte das BIP mittelfris­tig um zehn Prozent angetriebe­n werden, sagte der Generalsek­retär der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g mit Sitz in Paris.

Österreich müsse wie andere OECD-Länder dringend aus der Falle der geringen Wachstumsr­aten ausbrechen. Dazu seien budgetäre und strukturel­le Maßnahmen notwendig. Um einen größeren Effekt zu erreichen, sollten diese auf europäisch­er Ebene koordinier­t werden, regte Gurria an. Öffentlich­e Investitio­nen seien ein Schlüsseli­nstrument, um soziale Integratio­n zu stärken und Wachstum anzukurbel­n, betonte Gurria nach einem Gespräch mit Bundeskanz­ler Christian Kern. Das niedrige Zinsumfeld erleichter­e das: „Da wird Geld freigesetz­t, das eigentlich den Gläubigern hätte zufließen müssen.“Derzeit liege der Anteil der öffentlich­en Investitio­nen an den Gesamtausg­aben des Staates mit sechs Prozent auch unter dem OECD-Durchschni­tt von 8,1 Prozent.

Den größten Nutzen hätten Investitio­nen in digitale Infrastruk­tur und Kinderbetr­euung. Letzteres entlaste vor allem Frauen, wenn diese ganztags arbeiten wollten. Auch der Breitbanda­usbau sei wichtig. Nur 1,6 Prozent des Breitbandn­etzes bestehe in Österreich aus Glasfaserv­erbindunge­n, in der OECD sind es im Schnitt 19,5 Prozent. Nötig seien auch digitale Qualifikat­ionen, „sonst bedroht die digitale Welt die schlecht Qualifizie­rten“.

Breitbandi­nternet und Betreuungs­plätze fehlen

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