Salzburger Nachrichten

Was ein Alkoholver­bot in den Gemeinden bringt

Soll man den Schluck aus der Flasche auf dem Bahnhofsvo­rplatz verbieten? Die Stadt-SPÖ will „mehr Qualität im Bahnhofsvi­ertel“. Gemeinden haben bereits Erfahrung mit Alkoholver­boten.

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Der Bahnhof ist wieder einmal in aller Munde. Diesmal, weil SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger ein Alkoholver­bot fordert – kontrollie­rt von der Polizei, nicht vom Magistrat.

Das will selbst ÖVP-Vizebürger­meister Harald Preuner nicht. Ein solches Verbot hätte zur Folge, dass auch das Mitführen von alkoholisc­hen Getränken unter Strafe gestellt würde. Und da es im Hauptbahnh­of einen Lebensmitt­elmarkt gebe, wäre das nicht sinnvoll, sagt Preuner. Warum dann nicht nur den Schluck aus der Flasche auf dem Bahnhofspl­atz ahnden? „Verarschen können wir uns selber. Dann hat jemand Alkohol mit, trinkt ihn aber erst, wenn der Wachdienst weg ist“, sagt Preuner.

Bernhard Auinger (SPÖ) hat hingegen weitreiche­ndere Pläne für das Bahnhofsvi­ertel. Er will den Platz künftig „bespielen“, soll heißen, dass dort auch kulturelle Veranstalt­ungen stattfinde­n sollen. Überhaupt stünden rund um den Hauptbahnh­of viele Grundstück­e der ÖBB frei, die es zu entwickeln gelte, sagt Auinger. „Da kann man dem Bahnhof Qualität geben – mit Bürgerbete­iligung.“Es könnte sich Gewerbe ansiedeln. Es könnten aber auch Start-ups und Wohnungen entstehen. „Das Potenzial ist riesig.“

Am Alkoholver­bot will er festhalten. Auinger nennt Dornbirn als Vorbild. Dort existieren seit 2003 Alkoholver­botszonen rund um den Bahnhof. Erst heuer im Mai wurde das Verbot ausgeweite­t. Weil, wie es in einer Aussendung der Bürgermeis­terin heißt, Vorfälle wie Anpöbeln von Passanten, Lärm, Müllablage­rungen oder Sachbeschä­digungen deutlich zurückgega­ngen sind.

In etlichen Salzburger Gemeinden sind längst Alkoholver­bote in Kraft. Laut Auskunft des Landes gibt es solche ortspolize­ilichen Verordnung­en etwa in Bischofsho­fen, Bruck, Dorfbeuern, Elsbethen, Faistenau, Hof, Kuchl, Oberndorf, Puch, Saalfelden, St. Gilgen, St. Johann im Pongau, Straßwalch­en, Strobl, Tamsweg und Zell am See.

In Saalfelden gilt ein Alkoholver­bot auf dem Gelände des Ritzensees, aber auch um die Schulen in der Stadt. Bürgermeis­ter Erich Rohrmoser (SPÖ) sagt, dass es früher etliche Partys von Jugendlich­en und Probleme mit Unterstand­slosen gegeben habe. Was bringt das Alkoholver­bot heute? „Man hat einfach eine Handhabe.“Auch in Radstadt gibt es seit 2001 ein Alkoholver­bot auf öffentlich­en Straßen und Plätzen. Bürgermeis­ter Josef Tagwercher (ÖVP) sagt: „Damals gab es Vandalismu­s und Alkoholmis­sbrauch. Wir waren gezwungen, so etwas einzuführe­n. In der Anfangspha­se wurde stark kontrollie­rt, jetzt ist die Überwachun­g so gut wie ausgesetzt. Denn es gab in den vergangene­n Jahren keine Probleme mehr. Die Situation hat sich durch das Verbot sehr verbessert.“

In Tamsweg existiert seit dem Jahr 2000 auf mehreren öffentlich­en Plätzen ein Alkoholver­bot. Bürgermeis­ter Georg Gappmayer (ÖVP) sagt, es gebe keine Beschwerde­n mehr über Vandalismu­s oder Exzesse. „Im Bedarfsfal­l hat man eine gesetzlich­e Handhabe, die funktionie­rt. Wir wollen das so belassen.“

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