Stolz auf Zimmer, Kuchl, Kabinett
Von Strom bis Bett hat Johann Lienbachers Wohnung alles Nötige. Davor lebte er auf der Straße. Unterschlupf: Kapuzinerberg, Turm 2.
SALZBURG-STADT. Johann Lienbacher kramt in einer Lade. Er zieht eine Mappe mit Zeitungsberichten heraus. Auf den Fotos neben den Artikeln über seinen Weg vom Obdachlosen zum Mieter ist er selbst zu sehen. Darauf sperrt er die Tür zu einem Haus in Salzburg-Lehen auf. Dort ist sei- ne Wohnung. Der Weg dorthin war kein leichter. Anton Waltl lernte Johann Lienbacher vor etwa vier Jahren kennen. Waltl war als Sozialarbeiter für das Projekt VinziDach auf dem Kapuzinerberg unterwegs. Dort traf er Lienbacher. Der gebürtige Halleiner hatte sich in Turm 2 eingerichtet – einem zugigen Stadtmauer-Turm. Sein Zuhause hatte er nach einer schweren Enttäuschung verlassen. „Unstimmigkeiten mit der nunmehrigen Ex-Frau“, erklärt Lienbacher knapp. Er hat damals die Tür hinter sich geschlossen und ging wortlos, nur mit dem, was er am Leib trug. Auf der Suche nach Ruhe kam er auf den Kapuzinerberg. Dort fand er Turm 2 leer vor. Lienbacher zog ein. Sechs Jahre blieb er, Sommer wie Winter – bis Anton Waltl kam.
„Toni hat mir erklärt, dass VinziDach mir eine Wohnung besorgt und beim Einrichten hilft. Er hat gefragt, ob ich aus meinem Turm weg will“, erzählt Lienbacher. Er wollte weg. Auch wenn er Waltl anfangs nicht recht glaubte und dachte: „Na schauma mal, wie schnell das geht.“Einige Wochen und ein paar Treffen auf dem Kapuzinerberg später drückte Waltl Lienbacher erst den Mietvertrag, dann einen Schlüssel in die Hand. Sie fuhren nach Lehen. Den Moment, als Lienbacher die Tür zu dem Wohnblock aufsperrte, hat Waltl fotografiert.
Das Bild ist neben den Zeitungsberichten zu sehen, die Lienbacher in der Hand hält, als er den „Salzburger Nachrichten“seine Geschichte erzählt. „Möglichst viele sollen wissen, dass VinziDach so viel für mich getan hat und Unterstützung verdient hat“, sagt der heute 72-Jährige.
Mit dem Kopf deutet er auf das Sofa, das in der rund 30 Quadratmeter großen Lehener Wohnung steht. „Das hat mir der Toni besorgt.“Ebenso wie das erste Bett, einen Kasten, den Fernseher. Die Küchenausstattung hat Lienbacher selbst ausgesucht und bezahlt. „Auch wenn ich im Turm
„Keiner muss sich schämen, wenn er Hilfe annimmt.“
gewohnt hab – ich hab jeden Tag gearbeitet. Von sechs Uhr früh bis in die Nacht.“Der gelernte Steinmetz ist noch in seiner Pension stundenweise als Hausmeister in Nonntal unterwegs. Warum er trotz regelmäßigem