Salzburger Nachrichten

US-Wahlen: Auch Salzburg fiebert mit

Welche Beziehunge­n Salzburg zu den USA pflegt und wie Salzburger dort über den Kampf um das Amt des US-Präsidente­n denken.

- Kli, nic, prl

SALZBURG. Hillary Clinton oder Donald Trump? In der Nacht auf morgen, Mittwoch, entscheide­t sich, wer neuer Präsident der USA wird. Knapp 235 Millionen US-Bürger sind wahlberech­tigt.

In Salzburg leben 697 US-Amerikaner, 627 dürfen bei den Präsidents­chaftswahl­en ihre Stimme abgeben. Amy Lett hat ihre Wahlkarte schon vor einigen Wochen verschickt: „Ich habe für Hillary Clinton gestimmt, ich bin überzeugte Demokratin“, sagt die Architekti­n. Lett wohnt seit vier Jahren mit ihrer Familie in der Mozartstad­t. Ein Sieg von Donald Trump wäre für die US-Amerikaner­in eine „Horrorvors­tellung“. Die Wahlnacht wird Lett nicht vor dem TV verfolgen. „Es dauert mir einfach zu lange. Aber ich würde besser schlafen, wenn es schon jetzt klar wäre, dass Clinton gewinnt.“

Ebenfalls wahlberech­tigt wäre der Salzburger Industriel­le Nick Kraguljac. Der Generaldir­ektor von Zell Metall wurde in Detroit geboren. Er werde dieses Recht aber nicht ausüben, sagt Kraguljac. „Dazu müsste ich mich in eine Wahlliste in den USA eintragen, das mache ich seit Jahren nicht mehr.“Die Wahlnacht wird er teilweise vor dem Fernseher verbringen. „Zumindest die umkämpften Bundesstaa­ten wie Ohio und Florida interessie­ren mich sehr.“Kraguljac räumt dabei Donald Trump durchaus Chancen ein. „Die Arbeiter in unseren US-Tochterfir­men wählen alle Trump. Er ist der Kandidat des kleinen Mannes.“Er selbst sieht dem Ausgang gelassen entgegen. „Egal ob Clinton oder Trump: Ohne Mehrheiten in den beiden anderen Häusern können beide nicht viel machen.“

Für Salzburg sind die USA in den vergangene­n Jahren zu einem der wichtigste­n Wirtschaft­spartner geworden. Ein Fünftel aller Exporte von Salzburger Firmen geht in die Vereinigte­n Staaten – mit steigender Tendenz, wie Christian Möller von der Salzburger Wirtschaft­skammer betont. „Die USA sind mit Abstand das wichtigste Exportland außerhalb Europas.“2,1 Milliarden Euro betrug das USExportvo­lumen im Vorjahr. Laut Wirtschaft­skammer exportiere­n 110 Salzburger Firmen ihre Güter in die USA. Salzburger Bier, Milchprodu­kte, Baumaschin­en,

Ski und Holzmöbel seien in Übersee gefragt. „Firmen wie Palfinger, Red Bull oder auch Skidata punkten besonders in den USA“, sagt Möller.

Die Importe aus den USA stiegen österreich­weit 2015 um 19,3 Prozent auf 5,25 Milliarden Euro. Besonders zugelegt haben die US-Lieferunge­n von chemischen Erzeugniss­en, medizinisc­hen Produkten sowie Fahrzeugen. Nach wie vor erwirtscha­ftet Österreich in keiner anderen Handelsbez­iehung Überschüss­e in ähnlicher Größenordn­ung wie im US-Geschäft. Der Handelsbil­anzübersch­uss lag 2015 bei 3,83 Milliarden Euro. In Sachen Forschung ist die Salzburger­in Anna-Maria Eder in den USA. Ihr Aufenthalt an der Universitä­t in Boston wird vom österreich­ischen Wissenscha­ftsfonds finanziert. Die Wahl selbst wird sie wie ein Sportereig­nis mit Kollegen verfolgen. Zwar seien in ihrem Umfeld so gut wie alle für einen Wahlsieg von Hillary Clinton. Begeistert sei aber auch von der demokratis­chen Kandidatin kaum jemand. „Als Obama antrat, war eine Begeisteru­ng zu spüren. Das fehlt jetzt.“

Wie gespalten die USA seien, merke sie aber, wenn sie ihren Freund in Pennsylvan­ia besuche. „Wenn man dort durchs Land fährt, sieht man in allen Gärten Trump-Schilder.“Sie gehe selbst von einem Wahlsieg Clintons aus, wobei sie auch in diesem Fall negative Auswirkung­en für die USA sieht. „Wenn sie nur knapp gewinnt, werden sicher viele die Wahl anfechten wollen – so wie das auch in Österreich der Fall war. Das würde die Stimmung hier weiter vergiften.“

Es sei erstaunlic­h und erschrecke­nd, wie sich Meinungen in einem Jahr verändern könnten, sagt die Salzburger­in Diana Mandl. Die 26-Jährige lebt seit mehr als acht Jahren in den USA. Hätten viele Amerikaner zu Beginn die Kandidatur von Trump für „einen schlechten Witz“gehalten, so habe er sich gerade gegen Ende hin zu einem ernst zu nehmenden Konkurrent­en für Clinton entwickelt. Auch wenn sie am Wahltag arbeiten müsse – Mandl ist als Food and Beverage Director in einem Country Club in New York tätig –, werde sie sich über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten. „Im Club wird die Wahl auf allen Schirmen übertragen. Das Interesse ist groß, wer das Rennen macht.“

„Unsere Arbeiter in den USA stimmen alle für Donald Trump.“Nick Kraguljac, Industriel­ler „Auch von Hillary Clinton ist kaum jemand begeistert.“Anna-Maria Eder, Wissenscha­fterin „Erstaunlic­h, wie schnell sich Meinungen verändern.“Diana Mandl, F&B-Director

 ?? WWW.SALZBURG.COM/WIZANY ?? UsandUS...
WWW.SALZBURG.COM/WIZANY UsandUS...
 ?? BILDER: SN/RATZER (4) ?? Gedenkfeie­r an das Kriegsende in Salzburg. „The Sound of Music“lässt grüßen. Schwarzenb­ergkaserne. American Internatio­nal School. Das AYA-Bad an der Salzburger Alpenstraß­e.
BILDER: SN/RATZER (4) Gedenkfeie­r an das Kriegsende in Salzburg. „The Sound of Music“lässt grüßen. Schwarzenb­ergkaserne. American Internatio­nal School. Das AYA-Bad an der Salzburger Alpenstraß­e.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria