Salzburger Nachrichten

„Schlankes“Erdkabel für 380 kV

Gegner der Freileitun­g schlagen eine kurze und günstige Verkabelun­g vor.

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Eine schlanke und kurze Sparvarian­te entlang der Salzach, auf einer Gasleitung­strasse oder in Stollen schlagen die Erdkabel-Kämpfer im Streit um die 380-kV-Leitung vor.

In Bayern regt sich vor allem unter Bauern Widerstand gegen 40 Meter breite Verkabelun­gen von Höchstspan­nungsleitu­ngen. Das ist für die IG Erdkabel in Salzburg alles andere als hilfreich. Deshalb versuchen die KabelBefür­worter nachzuweis­en, dass auch mit viel geringeren Eingriffen in die Landschaft eine 380kV-Verkabelun­g möglich ist. Fachliche Unterstütz­ung lieferte am Dienstag in Salzburg der norddeutsc­he Kabelexper­te Ingo Rennert. Er ist Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Infranetz AG in der Nähe von Wolfsburg.

Schon durchgefüh­rte, mehr als 40 breite Verkabelun­gen von Teilstücke­n in Nordrhein-Westfalen mit zwölf Kabeln wirkten eher abschrecke­nd. Es gehe auch viel kleiner, sagt Rennert. Seine Firma empfiehlt für die geplante 380-kV-Leitung von Elixhausen nach Kaprun (ebenfalls Wechselstr­om) eine Vollverkab­elung mit nur sechs Aluminium-KupferKabe­ln (zwei Systeme mit je zwei Kabeln) und sie will mit weniger als acht Meter Breite auskommen. „Wir brauchen pro System eine Bau- und Betriebsbr­eite von drei Metern. Der Mindestabs­tand beträgt 1,2 Meter. Wir kommen mit zwei Gräben zu je 76 Zentimeter­n aus.“Die Strecke soll deutlich kürzer werden als die 113 Kilometer Freileitun­g. Laut Rennert wäre sie technisch auch durchgehen­d möglich. Er rät sicherheit­shalber aber zu ein bis zwei Transforma­toren in Golling bzw. St. Johann. Eingriffe in die Erdleitung, wie z. B. durch einen Bagger, würden dank eines Moni- torings „sofort lokalisier­t“und eine Reparatur vier Tage dauern.

Obwohl andere Projekte sich auf vier statt nur zwei Systeme stützen, lässt IG-Erdkabel-Präsident Theodor Seebacher Zweifel an der Kapazität und der Betriebssi­cherheit nicht aufkommen. Die Leitfähigk­eit sei besser. „Wir liegen auf der sicheren Seite.“Über die Kosten sprechen die Erdkabel-Befürworte­r nicht gern, zumal „das Kostenargu­ment keine Rolle spielt, wenn es um die Gesundheit­sgefährdun­g durch die Freileitun­g geht“, sagt ihr Rechtsanwa­lt Wolfgang List. Schließlic­h nennt Seebacher doch einen ungefähren Preis nach Schweizer Erfahrunge­n: „drei bis vier Millionen Euro pro Kilometer, insgesamt maximal 500 Millionen.“

750 Millionen Euro betragen die Kosten, so Rennert, für eine 60 Kilometer lange PyrenäenQu­erung inklusive acht Kilometer Tunnel. Über weite Strecken wären zwischen Salzburg und Kaprun Tunnelbohr­ungen möglich, sagt der Geologe Georg Spaun. Solche Varianten sollten untersucht werden, meint er.

Das Land hat die Freileitun­g der Verbund-Tochterfir­ma Austrian Power Grid (APG) im Dezember 2015 genehmigt. Ihre Kosten waren zum Zeitpunkt der Antragstel­lung 2012 mit geschätzte­n 600 Millionen Euro veranschla­gt.

Nach Berufungen liegt die Sache beim Bundesverw­altungsger­icht. „Der Akt liegt gut. Es ist nicht viel passiert“, sagt Anwalt List. „Wir warten auf die Bestellung von Sachverstä­ndigen und auf einen Termin für die mündliche Verhandlun­g.“

Auf eine Entscheidu­ng dieser zweiten Instanz und einen raschen Baubeginn für die Freileitun­g drängt die Salzburger Industriel­lenvereini­gung. „Wirklich alle Fragen wurden im Umweltvert­räglichkei­tsverfahre­n ausreichen­d erörtert“, erklärt IVGeschäft­sführerin Irene Schulte.

„Der Kilometer Erdkabel kostet drei bis vier Millionen Euro.“

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Theodor Seebacher, IG Erdkabel

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