Räuber stürmten Haus
Zwei Paketlieferanten wollten an das Vermögen eines Geschäftsmannes. Sie überfielen dessen Frau in den eigenen vier Wänden. Die 13-jährige Tochter wurde zur Heldin.
Einen wahr gewordenen Albtraum durchlebten am Mittwochabend eine Frau und ihre 13jährige Tochter in Götzis in Vorarlberg. Zwei Räuber hatten um 18.45 Uhr an der Haustür geläutet. Als die Frau öffnete, drängten die Täter sie hinein, fesselten und knebelten sie. Einer blieb beim Opfer, der zweite durchsuchte das Haus nach Geld. Was die Räuber offenbar nicht wussten: Im ersten Stock hielt sich die 13-jährige Tochter auf. Sie hatte die Eindringlinge bemerkt und die Polizei alarmiert. Dann versteckte sich das Mädchen in einem begehbaren Schrank. Die Polizei umstellte das Haus. Die Mutter konnte sich befreien und aus dem Haus flüchten. Cobra-Beamte bargen ihre Tochter mit einer Drehleiter der Feuerwehr.
Dann stürmte das Sonderkommando das Haus. Gegen 20.15 Uhr konnten die Beamten die beiden Verdächtigen festnehmen, sie waren auf den Dachboden geflüchtet. Dort ließen sie auch das Geld zurück, das sie in dem Haus gefunden hatten. Eine genaue Summe wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.
Die Täter hatten das Haus offenbar gezielt ausspioniert. Sie hatten als Paketzusteller gearbeitet und dem Hausbesitzer an dessen Geschäftsadresse im Vorderland mehrere Pakete geliefert. Daraus schlossen sie, dass der Mann vermögend sein muss, und planten den Überfall. Die Männer sind 20 und 33 Jahre alt, beide aus Bosnien. Einer der Männer lebt in Österreich und ist polizeibekannt. Sein Komplize reiste vor zwei Wochen in das Bundesgebiet ein.
Die beiden Opfer überstanden den Angriff ohne gröbere Verletzungen. Laut Polizei geht es ihnen den Umständen entsprechend gut. Sie wurden sofort nach dem Überfall von einem Kriseninterventionsteam betreut. Genau diese schnelle Intervention nach einem einschneidenden traumatischen Erlebnis sei ganz wichtig, erklärte die Psychologin Dina Nachbaur, Leiterin der Opferhilfe beim Verein Weißer Ring. „Erste Hilfe für die Psyche und eine schnelle Versorgung sind ein wesentlicher Beitrag, dass die Wunden wieder heilen können. Das ist wie bei einem Beinbruch.“Nachbaur zufolge ist eine körperliche Bedrohung in den eigenen vier Wänden besonders schlimm, weil das Zuhause üblicherweise ein Ort der Sicherheit sei und man nach einem solch einschneidenden Ereignis das Gefühl habe, „sich nirgends mehr zurückziehen zu können“.
Mögliche Symptome sollten spätestens in sechs bis acht Wochen abheilen, sollten dann noch massive Ängste auftreten, spreche man von einer posttraumatischen Belastungssituation, die mittels Psychotherapie behandelt werden müsse. Nachbaur wagte keine Prognose, ob die Schülerin oder ihre Mutter den brutalen Überfall leichter verdauen werde. Ältere Menschen seien normalerweise reifer und erfahrener und könnten mit schwierigen Situationen leichter fertigwerden. „Der 13-Jährigen fehlt die Lebenserfahrung, sie ist leichter verletzbar. Ihr Vorteil ist, dass sie wahrscheinlich noch keine richtig schlimme Erfahrung hatte“, sagte Nachbaur. Und: „Es wird wieder gut.“