Keine Vorfahrt für VIPs
Wer mehr für die Liftkarte bezahlt, muss sich nicht mehr anstellen. Mit diesem Gedanken wird im schweizerischen Andermatt gespielt. Droht auf den Pisten eine Zweiklassengesellschaft?
SALZBURG, ANDERMATT. Der Mann hat nicht nur immens viel Geld. Der Mann hat auch Nerven. Samih Sawiris, Ägypter, Milliardär und Investor, ist Besitzer der Andermatt Swiss Alps AG. Er denkt derzeit laut und öffentlich darüber nach, bei seinen Liften sogenannte VIP-Linien einzuführen. Das berichten Schweizer Medien. Und sie berichten auch von heller Aufregung. Denn gegen Aufpreis, so die Überlegung von Samih Sawiris, könnten sich damit Skifahrer das Anstehen am Lift ersparen. Wie viel mehr solche VIPs zahlen sollen, um an der Talstation immer freie Bahn zu haben, ist unklar. In Laax wurde die Idee schon umgesetzt. Die Tageskarte kostet dort umgerechnet 72 Euro. Der VIP-Aufschlag kommt laut der Schweizer Internetplattform „20 Minuten“auf zusätzliche 20 Euro.
Läuft die Branche mittelfristig Gefahr, dass auf den Pisten eine Zweiklassengesellschaft ent- steht? Die SN haben sich in Salzburg umgehört.
Norbert Karlsböck, Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun, sagt: „Diese Diskussion betrifft uns nicht. Wir freuen uns über jeden Gast. Die Förderleistungen der Bahnen sind so hoch, dass kaum Stau entsteht.“Nachsatz: „Aber vielleicht will die Schweiz ausschließlich eine wohlhabende Klientel haben.“
Ernst Brandstätter, Flachauer Bergbahnen: „Das ist für mich völlig ausgeschlossen. Früher hatten Skilehrer bei Privatstunden eigene Zugänge. Das haben wir abgeschafft. Wir halten daran fest, Familiendestinationen zu sein.“Ferdinand Eder, Sprecher der Salzburger Seilbahnwirt- schaft, lehnt die Idee auch ab: „Wir haben enorme Summen in Komfort und leistungsfähige Anlagen investiert und keinen Bedarf für so eine Regelung.“
Franz Schenner vom Netzwerk Winter: „ Die Schweiz will offenbar nur eine ausgewählte Gästeschicht. Gibt es da am Ende gesperrte Pisten für ganz Reiche, für Besitzer der Golden Ski Card? Das ist ein falscher Weg.“
Christoph Eisinger, Direktor von Ski amadé (20 Gesellschaften): „In manchen Schweizer Orten mag das funktionieren. Für uns ist das kein Modell.“Und Veronika Scheffer, Bergbahnen Zauchensee: „Das führt zur Zweiklassengesellschaft auf Pisten. Ich lehne es absolut ab.“
„Wir freuen uns über jeden Gast. Bei uns gibt es kaum Stau.“ Norbert Karlsböck, GBK Kaprun
„Und am Ende gesperrte Pisten für Reiche?“ Franz Schenner, Netzwerk Winter