Salzburger Nachrichten

Abgase können krank machen

Beim Feinstaub hui, bei Stickoxide­n pfui: Salzburg hat die zweithöchs­te Schadstoff-Belastung Österreich­s. Größter Verursache­r: Verkehr.

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MICHAELA HESSENBERG­ER

SALZBURG. Das hätte ein sauberes Jahr für Salzburg werden sollen: Die Umweltabte­ilung des Landes erwartete für 2015 die niedrigste Luftversch­mutzung seit Messbeginn vor 15 Jahren. Das ist zwar eingetrete­n – jedoch in weit geringerem Ausmaß als erhofft. Eine Studie der Europäisch­en Umweltagen­tur zeigt, dass die Stadt Salzburg am Rudolfspla­tz sogar die zweithöchs­te Belastung mit Stickoxide­n in ganz Österreich aufweist. Schlechter­e Luft gibt es nur an der A12 bei Vomp in Tirol.

Bei Feinstaub schneide Salzburg generell gut ab, erklärt Alexander Kranabette­r vom Luftgüteme­ssnetz des Landes. „Die Grenzwerte wurden in den vergangene­n Jahren immer eingehalte­n.“Dass es oft regnet, sei ein Vorteil: „Das Wasser wäscht einiges an Feinstaub aus.“

Anders bei Stickoxide­n aus Dieselmoto­ren. An viel befahrenen Straßen ist die Belastung am höchsten. Die Grenzwerte bei den Stickoxide­n überschrei­tet Salzburg seit Jahren. Das zeigen Messstelle­n. 2015 betrug der Jahresmitt­elwert bei Stickoxid am Rudolfspla­tz 51 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. An der Westautoba­hn bei Kleßheim waren es 49 Mikrogramm, bei Hallein 50. Zulässig wären maximal 30.

Ob der Stau in und um die Landeshaup­tstadt schuld an den schlechten Werten ist? „Nein“, sagt Umweltrefe­rentin und LHStellver­treterin Astrid Rössler (Grüne). „Der Stau macht zwar nichts besser, doch die Motorlast ist dabei relativ niedrig. Stau spielt im Stickoxid-Jahresmitt­elwert eine eher untergeord­nete Rolle.“Dass die Werte von 2015 im Vergleich zu 2014 nur leicht rückläufig seien, liege daran, dass Autos auf den Straßen in puncto Abgaswerte­n nicht das hielten, was sie auf Prüfstände­n verspreche­n würden.

Auch Immissions­schutz-Experte Kranabette­r macht neben der Industrie vor allem DieselFahr­zeuge für die hohen Schadstoff­werte verantwort­lich: „Dieselmoto­ren

SN-THEMA Verkehr

stoßen auf der Straße weit mehr aus als auf dem Prüfstand. Sie sind echte Dreckschle­udern.“Entlang der Autobahnen in Salzburg gebe es nach wie vor Probleme mit Langzeitme­sswerten. „Zwar sind die Werte bei Stickoxide­n leicht rückläufig, doch nicht so stark, wie wir es uns wünschen“, sagt Kranabette­r.

„Die Automobili­ndustrie fordert seit Langem Anreize, damit der Umstieg auf saubere Fahrzeuge attraktiv wird“, sagt Christian Pesau, Geschäftsf­ührer des Verbandes der österreich­ischen Automobili­mporteure. Denn je älter

das Fahrzeug, desto mehr Schadstoff­e stoße es in der Regel aus. Eine Ökoprämie, wie es sie bereits gab, hält Pesau für geeignet.

Auf EU-Ebene sei der Autoindust­rie jedenfalls die Rute ins Fenster gestellt, sagt Kranabette­r: Software-Updates für Autos, Rückruf-Aktionen und ein neues Zulassungs­verfahren ab 2017 sollen Schadstoff­e erst gar nicht in die Luft gelangen lassen.

Unter den Stickoxide­n leiden auch Salzburger­innen und Salzburger. Luftversch­mutzung mache krank und könne zu vorzeitige­n Todesfälle­n führen. Die Studie der Europäisch­en Umweltagen­tur zeigt, dass in Österreich 8200 Menschen pro Jahr infolge der Luftversch­mutzung sterben.

„Es ist nicht so, dass Patienten mit einer Stickstoff­dioxid-Bronchitis ins Krankenhau­s kommen“, sagt Michael Studnicka, Lungenheil­kunde-Primar am Salzburger Landeskran­kenhaus. Doch es gebe klare Zusammenhä­nge zwischen Erkrankung­en und Schadstoff­werten. Stickoxide seien häufig Ursache für Asthma-Erkrankung­en. „Sie schädigen die Atemwege. Alles ist eine Frage der Konzentrat­ion. Ist sie auf Dauer zu hoch, kann man auch daran sterben“, erklärt er.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Tausende Fahrzeuge rollen täglich durch Salzburg. Ihre Abgase belasten die Luft.

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