Salzburger Nachrichten

Die Bergrettun­g ist in Not geraten

- trö

Die Österreich­ische Bergrettun­g (ÖBRD) wird heuer einen Rekord aufstellen. Ob es ein erfreulich­er oder unerfreuli­cher ist, darüber scheiden sich allerdings noch die Geister: 2016 werden die 12.500 Freiwillig­en rund 8000 Menschen aus alpinen Notlagen befreien. So viele waren es noch nie. Das sei grundsätzl­ich natürlich gut, betonte ÖBRD-Präsident Franz Lindenberg am Donnerstag in Wien. Immerhin sei es eine gute Sache, dass stetig mehr Menschen die Berge als Orte ihrer Freizeitbe­tätigung wählten. Während man aber früher im Sommer gewandert und im Winter Ski gefahren ist, hat sich das Angebot an montanen Aktivitäte­n vervielfac­ht.

Mountainbi­ken, Quadfahren, Klettern, Paragleite­n, Schneeschu­hwandern, Tourengehe­n – die Möglichkei­ten in Bergnot zu geraten, stiegen ebenfalls. „Es ist ein Boom. Alle wollen ins Gebirge. Doch dabei wird vieles vernachläs­sigt“, mahnt der bekannte Extremberg­steiger Peter Habeler. Selbstüber­schätzung, falsches Timing, Überforder­ung und gefährlich­e Abkürzunge­n sind traditione­ll die Hauptursac­hen dafür, sich nicht mehr ohne fremde Hilfe aus einer misslichen Lage befreien zu können. Erschrecke­nd: Heuer erfolgte fast die Hälfte aller Bergungen auf gut gesicherte­n und markierten Wegen und Steigen. Nahezu zwei Drittel aller tödlichen Unfälle haben sich dort zugetragen.

Besorgnise­rregendes hatte auch Lotto-Generaldir­ektor Karl Stoss zu berichten: „Es gibt Ortsgruppe­n im ÖBRD, die sich die Ausrüstung selbst finanziere­n müssen, weil die Mittel einfach nicht da sind.“Stoss, selbst ein erfahrener Bergsteige­r, appelliert­e in diesem Zusammenha­ng an potenziell­e Geldgeber und Förderer. Die Lotterien schießen der Bergrettun­g jährlich 185.000 Euro zu.

Lindenberg stimmte zu: „Wir haben zwar keine Nachwuchsp­robleme. Es ist jedoch in keinem Bundesland möglich, alle Mitglieder auszustatt­en.“Gutes Material sei nicht nur überlebens­wichtig, es habe auch seinen Preis. Hinzu komme, dass die Ausbildung eines Lawinenhun­des „viele Tausend Euro kostet“. Fast flehend ergänzte der Bergrettun­g-Präsident: „Wir freuen uns über jede Spende.“

Viele Bergretter müssen Ausrüstung selbst zahlen

Newspapers in German

Newspapers from Austria