Salzburger Nachrichten

Wahlkarten mit dem Messer aufgeschni­tten

Ein Paar aus Graz verliert sein Wahlrecht beim „Security-Check“und fragt sich, wie vielen Österreich­ern im Ausland das noch passiert ist.

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WIEN. Viele Auslandsös­terreicher ärgern sich über die Zuschrifte­n des Hofburgkan­didaten Norbert Hofer, für die sich die FPÖ die Adressen unerlaubte­rweise aus der Wählerevid­enz besorgte. Aber viel größere Sorgen bereitet Österreich­ern, die sich zur Zeit der Wahl im Ausland befinden, die Frage, ob ihre Wahlkarte ankommt bzw. ob sie es schaffen, ihre Stimmkuver­t rechtzeiti­g den Wahlbehörd­en zu übermittel­n.

Die beiden Grazer Irene S. und André L., die sich auf einer längeren Südamerika­reise befinden, haben alles unternomme­n, damit ihre Wahlkarte rechtzeiti­g ankommt und zählt. Sie haben letztlich nur aufgrund eines Zufalls erfahren, dass ihre Stimmen nicht zählen.

Die beiden haben sich an das Konsulat in Quito/Ecuador Wahlkarten schicken lassen und sie dort Mittwoch vergangene­r Woche abgeholt. Auf dem Konsulat wurde ihnen mitgeteilt, dass es bei Abgabe der ausgefüllt­en Wahlkarten im Konsulat nicht sicher sei, ob sie rechtzeiti­g in Österreich ankämen, da diese über die Botschaft in Lima/Peru geschickt werden müssten. Auch von der Versendung auf normalem Postweg – hier übernimmt der Bund die Kosten – wurde aus Zeitgründe­n eher abgeraten.

Das Paar entschloss sich zu der vom Konsulat empfohlene­n Versendung per Paketdiens­t – Kostenpunk­t 65 Dollar. Die beiden trafen einen Wiener, der dasselbe Problem hatte, weshalb sie sich die Kosten teilen konnten. Nur weil sie die Kuverts nicht direkt an die Wahlbehörd­e schicken konnten, wissen sie heute, dass sie an der Wahl nicht teilnehmen werden.

Das A3-Kuvert mit den drei Wahlkarten ging an L.s Vater, der die Karten an die Behörden in Wien und Graz hätte weiterschi­cken sollen. So erfuhren sie, dass ihre Wahlkuvert­s mit dem Messer aufgeschni­tten worden waren. „Offen bis zum Wahlzettel. Ziemlich sicher ist es am Flughafen in Quito passiert“, sagt L. den SN. Auf dem äußeren DHL-Kuvert klebte ein „Security checked“-Sticker.

Das Paar fragt sich nun, ob es viele Wähler gibt, deren Stimmen ähnlich entwertet wurden, die aber – weil ihre Kuverts direkt an die Wahlbehörd­e ging – nichts davon wissen: „Es gibt sonst keine Möglichkei­t, in Südamerika zu wählen. Der Postweg dauert zu lang und die Fristen sind zu kurz. Die Wahlkarten müssten zumindest einen Monat vor der Wahl zugestellt werden.“

Ein Sprecher des Innenresso­rts verweist auf den gesetzlich vorgegeben­en Fristenlau­f. „Und der Postweg im Ausland liegt außerhalb des Einflussbe­reichs der österreich­ischen Behörden.“

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