Salzburger Nachrichten

Erdog˘an droht die Grenzen zur EU zu öffnen

Türkei reagiert empört auf die Resolution des Europaparl­aments.

- SN-höh, dpa

Die scharfe Reaktion aus der Türkei folgte prompt: Am Donnerstag sprach sich das Europaparl­ament mit großer Mehrheit dafür aus, die Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei einzufrier­en. Der Beschluss ist nicht bindend, aber ein starkes politische­s Signal. Und obwohl der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Abstimmung vorab als „bedeutungs­los“abgetan hatte, zeigte er sich nach dem Beschluss dann doch gereizt: Er werde „die Grenzüberg­änge öffnen“und Flüchtling­e nach Europa schicken, wenn die EU „noch weiter geht“, drohte er am Freitag bei einer Rede in Istanbul.

Es war nicht die erste Drohgebärd­e dieser Art in Richtung Brüssel, wo man am Freitag entspreche­nd verhalten auf die Möglichkei­t reagierte, dass die Türkei den Flüchtling­sdeal einseitig aufkündige­n könnte.

Laut dieser Vereinbaru­ng unterstütz­t die EU Ankara finanziell bei der Versorgung von Flüchtling­en – immerhin hat die Türkei bislang knapp drei Millionen Syrer aufgenomme­n. Im Gegenzug nimmt die Türkei alle Flüchtling­e, die illegal auf den griechisch­en Inseln ankommen, zurück.

Eine Vereinbaru­ng, an die sich Ankara bisher gehalten hat. Über mögliche Folgen einer Grenzöffnu­ng durch die Türkei wollte die EU-Kommission am Freitag nicht spekuliere­n. „Wir arbeiten für den Erfolg des Abkommens“, versichert­e ein Sprecher. Zu „hypothetis­chen Szenarien“äußere man sich nicht.

Auch aus Deutschlan­d hieß es am Freitag, man wolle an der Vereinbaru­ng mit der Türkei festhalten. Die Fortsetzun­g des Abkommens liege im Interesse aller Beteiligte­n, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer. Fakt sei, dass sich beide Seiten daran hielten.

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