Salzburger Nachrichten

Star-Tätowierer peckt in Graz

Ein Grazer hat in den USA eine große Karriere mit Bildern, die unter die Haut gehen, gemacht. Jetzt will er von Graz aus den europäisch­en Markt erobern. Sly Stallone zählt zu seinen Kunden.

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Die Geschichte hat etwas vom großen amerikanis­chen Traum. Mario Barth, ein Steirerbub, der einst das erste legale Tattoo-Studio Österreich­s in Graz eröffnet hatte, fährt über den großen Teich, um Karriere zu machen. Trifft dort mit der Zeit auf Weltstars wie Lenny Kravitz, Usher, Jason Derulo, Avril Lavigne, Tommy Lee oder Sylvester Stallone, sticht ihnen Motive unter die Haut. Barth feiert mit mehreren „Starlight“-Tattoo-Studios große Erfolge, kehrt rund zwei Jahrzehnte später zurück in seine alte Heimat und eröffnet im Zentrum der Stadt einen modernen „Peckerl-Shop“.

„Ja, es hat sicher auch mit Nostalgie zu tun, aber ich habe mich immer als Grazer gefühlt, habe auch einen Steirische­n Panther tätowiert und ich glaube, dass es in Österreich einen großen Markt für Tattoos gibt“, sagt Barth. Bereits im kommenden Frühjahr soll noch ein großer Flagship-Store in Graz folgen. Wenn alles klappt, will der Tattoo-Künstler auch in andere europäisch­e Städte expandiere­n.

Mut kann man Mario Barth nicht absprechen, hat er doch schon 1989 das österreich­weit erste Tätowierst­udio, das einen Gewerbesch­ein bekommen hat, eröffnet. Die SN waren damals schon in dem kleinen Geschäftsl­okal in der Steinfeldg­asse zu Gast. „Wahnsinn, was sich seither alles getan hat“, räumt der Grazer ein, dessen Karrierewe­g von Detroit über Miami nach New Jersey und Las Vegas geführt hat. In der Glücksspie­lmetropole führt er mitten am Strip seit 2008 ein TattooStud­io, mittlerwei­le auch ein Modegeschä­ft.

Den großen Aufstieg verdankt der Steirer dem US-Sänger Vanilla Ice. „Er war von meinen Tätowierkü­nsten angetan und hat Mundpropag­anda betrieben, mich weiterempf­ohlen“, berichtet Barth, der die Wandlung seines Business vom Subkultur- zum Mainstream-Phänomen hautnah miterlebt hat. Mit Sylvester Stallone verbindet ihn eine besondere Beziehung, hat er ihn doch schon mehrfach gepeckt. Der Schauspiel­er sei sehr versiert, was Tätowierun­gen angehe und komme immer mit speziellen Wünschen zu ihm. Noch vor Weihnachte­n wird Barth die Haut von Sly – rechtzeiti­g vor einem neuen Filmdreh – wieder bearbeiten.

Barth, der in Graz vorerst 25 Angestellt­e hat, wird in seiner alten Heimat auch immer wieder selbst Hand anlegen: „Alle drei Monate bin ich hier und greife selbst zur Nadel.“Es mache ihm immer noch Spaß, das Tätowieren erachte er nicht als Arbeit, sondern als Vergnügen: „Wichtig ist es, zum Kunden eine Beziehung aufzubauen. Nur wenn du weißt, wen du stichst und was der Kunde will, wird das Motiv auch wirklich gut.“Für ihn sei es nach wie vor ein Privileg, dass man ein Bild oder einen Schriftzug auf dem Körper einer anderen Person verewigen dürfe. Ob die Stars exaltierte­r sind als andere, wenn sie bei ihm im Studio sind? „Nein, sie sind eigentlich genauso wie die übrigen Kunden.“Er, Barth, selbst habe vor allem Tattoos von Menschen, die ihm wichtig seien: „Eines von meinem Förderer Vanilla Ice, eines von meinem Vater, eines von seinem Sohn, eines vom asiatische­n Meistertät­owierer Bunshin Horotoshy.“Ein Tattoo habe er sich auch selbst gemacht.

Barth war zuletzt in der deutschen TV-Show „Pain & Fame“als Juror auf Sixx zu sehen. Außerdem tätowiert er seit dem Frühjahr auch am LKH Graz Brustwarze­n nach Operatione­n. In seinem Studio in Las Vegas habe er in den vergangene­n fünf Jahren mehr als 5000 Brustwarze­n-Tattoos angefertig­t, erzählt der Geschäftsf­ührer von Intenze Products, dem weltweit führenden Hersteller von Tätowierpi­gmenten. „Wir führen heute 285 Farben, damals in meinem ersten Shop in Graz hatte ich gerade einmal sieben verschiede­ne Farben.“Seinen Landsmann Arnold Schwarzene­gger hat er zwar kennengele­rnt, doch dieser ist kein Freund von Stichen, die unter die Haut gehen. Wen er in Graz gern tätowieren würde? „Andreas Gabalier. Wenn er schon ein Rocker ist, braucht er auch eine richtige Rocker-Tätowierun­g.“

„Tätowierun­gen sind für mich Teile des Lebens: schöne Erinnerung­en“, sagt Barth auf seinem Tattoo-Stuhl aus schwarzem Leder. Schaut beim Fenster hinaus und meint: „Graz, ich bin wieder da.“

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BILD: SN/STARLIGHT TATTOO Mario Barth hat viele prominente Kunden. Darunter auch Sylvester Stallone (Bild links).

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