Das Alte dient als Startpunkt
Markus Schinwald webt in Bildern und Installationen alte Kunst in Neugeschaffenes.
Auf den ersten Blick ist es kaum erkennbar, dass Markus Schinwalds großformatige Leinwände zwei Bilder enthalten. Unter dem Titel „New Works“zeigt der gebürtige Salzburger ab heute, Samstag, rund zwei Dutzend neue Arbeiten in der Galerie Thaddaeus Ropac. Dafür hat er drei Werkserien mit im Gepäck, an denen er in den vorigen zwei Jahren in seinem Atelier im zweiten Wiener Bezirk gefeilt hat. „Ich brauche als Künstler dieses Nebeneinander von Verschiedenem“, sagt Schinwald. Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts bildet den Ausgangspunkt für seine Malerei. Auf Flohmärkten und in Auktionshäusern sucht er nach passendem Material. „Sind die Porträts zu alt, dominiert die Historie darin und es verschwindet der Mensch. Bei späten Arbeiten geht es vor allem um Ausdruck und Pinselstrich“, sagt der Künstler.
Biedermeierporträts werden verfremdet und übermalt. Die Maltechnik des 19. Jahrhunderts behält er bei und fügt prothesenhafte Gegenstände als Ausdruck von psychologischen Schranken ein. Die Überarbeitung bleibt subtil.
Künstler Markus Schinwald hat außderdem begonnen, sich von der Enge der historischen Bildmaße zu befreien. In einer neuen großformatigen Reihe werden historische Werke in Großleinwände eingearbeitet, schaffen.
„Die Großformate lassen die Figuren schrumpfen und die Architektur wird zum Thema, abstrakte Flächen treten in den Vordergrund.“Das sei ein wenig so, als würde Caspar David Friedrich Mark Rothko malen, scherzt Markus Schinwald. Für ihn sei wichtig, dass das Ineinanderfließen von Alt und Neu möglichst unaufdringlich stattfinde. Dafür arbeitet er mit zwei Restauratoren zusammen, die mit Mikroskop und Lupenbrille an die alte Leinwand eine neue Arbeitsfläche anfügen. Historische Struktur und Farbe sind die Vorgabe für das Neue. Selbst die Pinselstärke wird an die historische Vorlage angelehnt.
Lustwandelt man durch die Villa Kast, knarzt und poltert es teils in erheblicher Lautstärke. Neben Malereien um so mehr Raum zu hat Markus Schinwald sieben raumgreifende Apparaturen mitgebracht, bei denen historisches Material ebenfalls Werkstoff liefert. Alte Tisch- und Sesselbeine werden mit der Mechanik antiker Turmuhren in Beziehung gesetzt. „Es sind antiproduktive Maschinen. Darin klingt noch ein wenig der Marionettenbau an, mit dem ich mich zu Beginn meiner Laufbahn beschäftigt habe.“Für Salzburg wurden diese Apparaturen mit Bewegungssensoren ausgestattet. „Der Betrachter weiß nie, wodurch sie ausgelöst werden, da die Sensoren unterschiedlich platziert sind und sich teils selbst auslösen.“
„Es sind antiproduktive Maschinen.“
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