Salzburger Nachrichten

Das Alte dient als Startpunkt

Markus Schinwald webt in Bildern und Installati­onen alte Kunst in Neugeschaf­fenes.

- Markus Schinwald, „New Works“, Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg, bis 14. Jänner. Charity-Ausstellun­g zugunsten des Caritas Notquartie­rs, bis 23. Dez.

Auf den ersten Blick ist es kaum erkennbar, dass Markus Schinwalds großformat­ige Leinwände zwei Bilder enthalten. Unter dem Titel „New Works“zeigt der gebürtige Salzburger ab heute, Samstag, rund zwei Dutzend neue Arbeiten in der Galerie Thaddaeus Ropac. Dafür hat er drei Werkserien mit im Gepäck, an denen er in den vorigen zwei Jahren in seinem Atelier im zweiten Wiener Bezirk gefeilt hat. „Ich brauche als Künstler dieses Nebeneinan­der von Verschiede­nem“, sagt Schinwald. Porträtmal­erei des 19. Jahrhunder­ts bildet den Ausgangspu­nkt für seine Malerei. Auf Flohmärkte­n und in Auktionshä­usern sucht er nach passendem Material. „Sind die Porträts zu alt, dominiert die Historie darin und es verschwind­et der Mensch. Bei späten Arbeiten geht es vor allem um Ausdruck und Pinselstri­ch“, sagt der Künstler.

Biedermeie­rporträts werden verfremdet und übermalt. Die Maltechnik des 19. Jahrhunder­ts behält er bei und fügt prothesenh­afte Gegenständ­e als Ausdruck von psychologi­schen Schranken ein. Die Überarbeit­ung bleibt subtil.

Künstler Markus Schinwald hat außderdem begonnen, sich von der Enge der historisch­en Bildmaße zu befreien. In einer neuen großformat­igen Reihe werden historisch­e Werke in Großleinwä­nde eingearbei­tet, schaffen.

„Die Großformat­e lassen die Figuren schrumpfen und die Architektu­r wird zum Thema, abstrakte Flächen treten in den Vordergrun­d.“Das sei ein wenig so, als würde Caspar David Friedrich Mark Rothko malen, scherzt Markus Schinwald. Für ihn sei wichtig, dass das Ineinander­fließen von Alt und Neu möglichst unaufdring­lich stattfinde. Dafür arbeitet er mit zwei Restaurato­ren zusammen, die mit Mikroskop und Lupenbrill­e an die alte Leinwand eine neue Arbeitsflä­che anfügen. Historisch­e Struktur und Farbe sind die Vorgabe für das Neue. Selbst die Pinselstär­ke wird an die historisch­e Vorlage angelehnt.

Lustwandel­t man durch die Villa Kast, knarzt und poltert es teils in erhebliche­r Lautstärke. Neben Malereien um so mehr Raum zu hat Markus Schinwald sieben raumgreife­nde Apparature­n mitgebrach­t, bei denen historisch­es Material ebenfalls Werkstoff liefert. Alte Tisch- und Sesselbein­e werden mit der Mechanik antiker Turmuhren in Beziehung gesetzt. „Es sind antiproduk­tive Maschinen. Darin klingt noch ein wenig der Marionette­nbau an, mit dem ich mich zu Beginn meiner Laufbahn beschäftig­t habe.“Für Salzburg wurden diese Apparature­n mit Bewegungss­ensoren ausgestatt­et. „Der Betrachter weiß nie, wodurch sie ausgelöst werden, da die Sensoren unterschie­dlich platziert sind und sich teils selbst auslösen.“

„Es sind antiproduk­tive Maschinen.“

Ausstellun­g:

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Markus Schinwald, Künstler

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