Salzburger Nachrichten

Heißer Streit um Maroni-Stanitzel

Dampfende Maroni verpackt in eine Tüte aus Zeitungspa­pier: Die Stadt Graz geht dagegen neuerdings streng vor. Die EU steht nicht dahinter.

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SALZBURG. Seit einem Bericht in der „Kleinen Zeitung“gehen in den sozialen Medien die Wogen hoch. In Graz dürfen ab 1. Dezember die Maroni-Standler nicht mehr wie gewohnt ihre heiße Ware in ein Stanitzel aus Zeitungspa­pier packen. Als Schuldigen daran haben die meisten Online-Poster längst die EU ausgemacht, die per Verordnung Zeitungspa­pier mit seiner Druckersch­wärze als untragbar für die Maroni-Verpackung ausgemacht habe. In der österreich­ischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) weiß man allerdings von keiner neuen Verordnung. Walpurga Rath, zuständig für Lebensmitt­elsicherhe­it im Grazer Magistrat, bestätigt dagegen die steirische Vorgehensw­eise. Grund sei keine neue EU-Verordnung, sondern das in Österreich seit zehn Jahren geltende und den EU-Vorgaben entspreche­nde Lebensmitt­elrecht, das auch Regeln für die Verpackung von Lebensmitt­eln vorsehe. „Fakt ist ganz einfach, dass alte Zeitungen unhygienis­ch sind, um öffentlich verkaufte Lebensmitt­el einzupacke­n. Und Maroni sind aufgeschni­tten und dampfen“, sagt sie.

In Graz sei es dennoch bis zuletzt „großflächi­g üblich“gewesen, Maroni in Zeitung zu packen, weswegen die Behörde heuer alle Standler angeschrie­ben habe, das künftig zu unterlasse­n und bis 1. Dezember nachzuweis­en, dass man diese Praxis abgeschaff­t habe. Eine Rechnung über gekaufte Stanitzel oder ein Foto genüge, erläutert Rath. Andernfall­s werde der Magistrat die betroffene­n Standler kontrollie­ren – auf deren Kosten.

Den Streit kennt man auch im Salzburger Magistrat, betroffen sei aber nur Graz, meint Christopho­rus Huber, Leiter des zuständige­n Markt- und Veterinära­mts. Grund sei schlicht, dass in Salzburg kein Maroni-Standler mehr Zeitungspa­pier nehme, um Maroni zu verpacken, sondern längst gekaufte Stanitzel, die den Anforderun­gen entspreche­n. „Wenn zehn Maroni 3,50 Euro kosten, sind die paar Cent für das Stanitzel verkraftba­r“, meint er. Die heiße Diskussion um das Zeitungspa­pier versteht er nur bedingt. „Über Sinn und Unsinn solcher Vorschrift­en lässt sich sicher diskutiere­n.“Fakt sei aber auch, dass Druckersch­wärze auf Lebensmitt­eln nicht unbedingt hygienisch sei.

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BILD: SN/ Schadet die Druckersch­wärze der Zeitung den heißen Maroni?

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